Zum Inhalt
Foto: Daughter (Facebook)

Ein melancholischer Mindfuck: Daughter im Docks, Hamburg (11.10.2016)

Ich bin immer wieder davon beeindruckt was Musik mit einem innerlich machen kann und was für Gefühle sie auslöst. Am Dienstag im Docks war wieder einer dieser Abende, wo mir das klar wurde. Daughter nahmen uns mit ihrem melancholischen Indie-Folk mit auf eine faszinierende Reise, der man sich kaum entziehen konnte.

Dan Croll

Überpünktlich betraten drei junge Herren aus Großbritannien die Bühne. Einer von ihnen war Singer-Song-Writer Dan Croll aus Liverpool. Nach seinem Auftritt beim Reeperbahn-Festival folgte nun also direkt sein nächster Auftritt in Hamburg und das in kurzer Zeit. Sein eingängiger Pop, der mit Gitarrenriffs und Einflüssen aus Folk und Elektro durchzogen ist, machte sich als Vorband zu Daughter sehr gut. Das Publikum selbst war ab dem ersten Song an begeistert und freute sich auf den bevorstehenden Abend.

Diesen Mann werdet ihr unterbewusst sicherlich auch schon einmal gehört haben. Hört euch den Song From Nowhere an und ihr werdet ihn wiedererkennen. Seine neue Single Swim macht auch live echt was her und darf mit passendem Musik-Video hier bestaunt werden.

Dan Croll - Swim (Official Video)

Daughter

Es erklangen Jubelrufe, als das mittlerweile sehr gut gefüllte Docks im Bühnenlicht erstrahlte. Als Elena, Igor und Remi samt Tour-Begleitung dann die minimalistisch gehaltene Bühne betraten und ihren ersten Song New Ways anstimmten, war man direkt gefangen. Man hing an Elenas Lippen und wollte nicht mehr gehen. Sie brauchte zwar ein-zwei Anläufe um sich reinzufinden, doch wurde sie im Laufe des Abends immer sicherer und verlor sich in der Musik. Daughters Klang: melancholischer Indie-Folk. Ihre Texte handeln von verwundeten Seelen, schwermütiger Einsamkeit und der Suche nach sich selbst. Ein melancholischer Mindfuck, der perfekt zu dem kalt-grauen Wetter passte und einem trotzdem wohlig warm werden ließ. Ein atmosphärisches Konzert, das sicher nicht jedermanns Sache ist.

Live arrangieren Daughter ihre Songs noch druckvoller als auf ihren beiden bisherigen Alben Not to Disappear und If You Leave. Elenas Stimme entfaltete auch noch einmal eine ganz andere Wirkung. Man sah es ihr an und spürte förmlich, wie ihre Wunden innerlich aufreißen und wie sehr sie sich in ihren Songs verliert.

daughter1

Wir bekamen ein schönes 100-minütiges Set geboten, bunt-gemischt aus den Veröffentlichungen der noch recht jungen 6-jährigen Band-Historie. Highlights der Show waren sicherlich Songs wie Love, Numbers, SmotherWinter oder Medicine, wo selbst die Wände des Docks vor Gänsehaut erzitterten.

Bei ruhigeren Momenten innerhalb eines Stückes, wo nur die Gitarre oder Elenas engelsgleiche Stimme zu hören war, breitete sich eine unangenehme Stille aus und man hätte eine Mücke summen hören können. Natürlich gab es auch gegensätzliche Momente und so stimmte bei Youth das Publikum mit ein und es ergab sich ein schöner Chor.

Als allerletzten Song brachten Daughter Fossa, welcher die Anwesenden wieder in die Wirklichkeit riss. Elena und Remi lagen sich in den Armen und die Lichter der Bühne erloschen. Erwärmten Herzens und mit einem Lächeln auf den Lippen verließ man das Docks und gefühlt war es draußen dann doch nicht mehr so kalt und grau. Zumindest nicht für die nächsten paar Stunden.

daughter2

Wenn man sich auf das Konzert einließ, war es einfach nur wunderschön. Schon nach den ersten Songs breitete sich bei mir eine dicke Gänsehaut aus und die erste Träne sammelte sich im Auge. Bei den Aussagen der Texte, so einer bezaubernden Stimme und dieser Atmosphäre konnte man auch gar nichts anders. Es war ein sehr intensives Konzert und mit das schönste, was ich dieses Jahr und überhaupt erleben durfte. Danke Daughter.

Titelbild-Quelle: Daughter-Facebook

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du den Artikel teilst oder kommentierst! <3

Veröffentlicht inKonzerteMusik

2 Comments

  1. Wenn man sich in seiner Midlife Crisis über Wasser hält und denkt, man kennt schon viel aus der Musikecke, den man so liebt. Und dann über GRIS auf deinen Blog stößt. Vielen Dank für deine Vorstellung des Abends und die Vorstellung dieser Band, die ich bisher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Ich habe insbesondere in deine erwähnten Songs reingeschnuppert und ja!, das sitzt. Genau mein melancholisches Ding, vielen Dank, Yannik!
    Als kleine Anregung (falls nicht eh schon bekannt) würde ich spontan "Tuvaband" und als Anspieltipps deren Songs "Annie Blackburn" und "I entered the Void" in den Raum werfen, die ich im Kopf hatte, als ich in die ersten deiner Vorschläge reingehört hatte. Liebe Grüße!

    • Daughter sind absolut traumhaft. Die beste Nachricht: Am kommenden Montag werden sie eine neue Single veröffentlichen und im April kommt das dritte Studioalbum. :)
      Danke für die Empfehlung! Tuvaband hatte ich auch schon mal irgendwann auf meinem Blog und habe sie auch weiterhin im Blick. Ein neues Album kommt da in 2 Wochen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schumyswelt.de