Ich habe euch den Nachbericht zum Hurricane Festival 2016 versprochen bzw. mir auch selbst versprochen und hier ist er nun gehüllt in 1557 Wörter. Es war mein erstes Hurricane Festival und es hätte alles so schön sein können, hätte uns nicht der Regen am Samstag einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dennoch: Der Bericht ist zwar etwas lang geworden, aber trotzdem viel Spaß beim Lesen!
Anreise-Donnerstag
Wir machten uns am Donnerstag Nachmittag gegen 17:30 auf den Weg Richtung Scheeßel. Schon die Hinfahrt war die reinste Tortur. Ab Norderstedt hatten wir Richtung Hamburg auf der A7 satte 32!! km stockender Verkehr. Angekommen im schönen Scheeßel standen wir dann noch einmal im Stau, bis wir endlich auf irgendeinen Parkplatz geleitet wurden. Glücklicherweise kamen wir auf unseren Wunschparkplatz P5. Mittlerweile war es schon nach 22 Uhr und es fing an zu nieseln.
Bepackt mit Zelt und Matratzen holten wir unsere Bändchen ab und trafen unter 75.000 Leuten noch zufälligerweise 2 Bekannte, bei denen wir unser Nachtlager auf Campingplatz 2 aufschlugen. Es war dann irgendwann kurz nach Mitternacht, als das Zelt fertig aufgebaut war und alle Sachen sicher verstaut waren. Um uns herum sahen wir schon die Gewitterzellen auf uns zu kommen, aber so richtig erreichen wollte uns keine davon. Um 1:45 Uhr ging es dann so richtig los. Blitze im Sekundentakt, orkanartige Böhen und Starkregen. Der Weltuntergang erreichte uns und wir saßen mittendrin im Zelt. Man hörte die Blitze einschlagen und wir versuchten einfach krampfhaft das Zelt festzuhalten und zu überleben. So ein Erlebnis möchte ich nie wieder erleben.
Der brachiale Freitag
Pünktlich um 11:30 Uhr standen wir am Eingang des Infields, um uns mit Merchandise einzudecken. Der Einlass verzögerte sich leider, sodass die ersten Bands schon ausfielen, zum Leidwesen der vielen Schmutzki Fans. Um 12:45 ging es dann endlich los und das Festivalgelände wurde reichhaltig nach Toiletten und netten Essensständen durchleuchtet. Wir kauften uns, zur Musik des gut gelaunten Chefket, unsere Shirts und verstauten diese auf dem Camping-Platz.
Weiter ging es mit den energiegeladenen Schweden Royal Republic. Und alter Schwede lieferten die mal wieder eine Performance! Wir durften sie nun schon zum dritten Mal erleben und es ist jedes Mal wieder ein Fest.
Danach hatten wir uns schon gute Plätze für Jennifer Rostock gesichert, doch leider wurde das Gelände dann evakuiert und der Spielbetrieb unterbrochen. Die Party ging dann auf dem Parkplatz in Form von campFM weiter. Ob Robby Williams oder die Cantina Band. Die Festivalbesucher, die sich an ihren Autos eingefunden haben, sangen gut gelaunt mit und dichteten sogar einen eigenen Festivalsong. Ganz großes Kino!
Die Entwarnung folgte dann gegen 19 Uhr und es ging den ganzen Weg zurück. Leider verpasste wir Genetikk, aber so haben wir von etwas weiter weg eine schöne Show von der selbsternannten besten Liveband The Hives miterlebt.
AnnenMayKantereit boten eine Performance der Extraklasse und ich freue mich nun noch mehr auf den Auftritt im Uebel&Gefährlich im Mai 2017. Gefühlvoll und textsicher präsentierten uns die vier Herren Annen, May, Kantereit und Huck ihre Songs und ich war echt erstaunt, wie voll der Bereich vor der Bluestage war.
Nach dem starken Auftritt von AMK ging es rüber zu den Dropkick Murphys, die gerade im letzten Drittel ihres Sets steckten. Wir bekamen tatsächlich (mit ein bisschen drängeln) noch einen Platz am 2. Wellenbrecher und hatten beste Sicht auf die brachiale Show von RAMMSTEIN!Meine Güte war das ein Feuerwerk und eine atemberaubende Show. Gespickt mit diversen Pyrotechnik-Effekten, einer guten Lichtshow und einem sehr mobilen Bühnenbild. Es gab bisher wenige Konzerte auf denen ich war, die lauter waren. Wir werden uns fest vornehmen Rammstein bei nächster Gelegenheit nochmal bei einer Hallentour zu besuchen.
Nach Rammstein ging es zurück zum Zelt, wo man glücklich und mit einem Tuten im Ohr einschlief.
Matschiger Samstag
Geweckt mit leckerem Frühstück folgte leider doch recht schnell die Ernüchterung. Es regnete. Stundenlang. Wir saßen bis 14 Uhr im Zelt, bis es endlich ein wenig besser wurde. Nachdem wir uns vom Zustand des Campingplatzes überzeugt haben, entschieden wir abzubauen. Der Zustand der Wege ließ sich nicht einmal mehr beschreiben. Mit meinen hellblauen Stoffschuhen musste ich nun durch den Matsch und ja sie sind nun nicht mehr wieder zuerkennen.
Wenn ich eins gelernt habe: Sei auf jeden Fall vorbereitet und packe nächstes Mal Gummistiefel ein!
Dafür gab es von den Besuchern allerhand lustige Aktionen. Bierdosen angeln im Matsch, geführte Wandertouren oder dieser junge Mann hier, der auf einer Toilettentür die Matsch-Welle ritt.
Um 20 Uhr sollte es eigentlich weitergehen und wir versuchten um 19 Uhr noch einmal Richtung Infield zu martschieren, blieben aber schon beim Eingang zum Greencamp hängen. Es goss wieder wie aus Eimern und wir warteten bei der überdachten Taschenkontrolle. Auch hier war die Stimmung überwiegend positiv und man witzelte über die durchlaufenden Personen. Hier wäre es auch gut gewesen, wenn die Ansprechpartner der jeweiligen Security-Einheiten auch Informationen bekämen, wie es ums Gelände steht. So war man immer auf andere mit Internet-Empfang angewiesen, da man mit o2/EPlus einfach keine Chance hatte.
Der Einlass zum Infield wurde weiter nach hinten verschoben und wir gaben langsam die Hoffnung auf. Inside-Bilder verrieten uns, dass die Green Stage wohl komplett unter Wasser stand. Als wir um halb 9 am Playground (die fünfte Bühne) ankamen, war dann auch die Gewissheit da, dass am Samstag keine Bühne mehr bespielt wird. Niedergeschlagen ging es zurück zum Auto.
Dabei wäre der Samstag so grandios geworden: The Prodigy, The Offspring, Editors, Axwell v Ingrosso, Frank Turner, Boy, Anti-Flag, Bear’s Den, Half Moon Run, Boys Noize Live, Jack Garrat, … Aber was will man machen.
Wir machten es uns so gut es geht im Auto gemütlich. Mit 1,91m ausgestreckt über Beifahrer- und Fahrersitz gar nicht mal so einfach.
Sonniger Sonntag
Bam! Wir wurden von Sonnenstrahlen geweckt. Eingecremt und gut gelaunt, ging es dann wieder Richtung Festivalgelände, wo um 12 Uhr die X Ambassadors auftreten sollten. Bekannt durch ihre Songs Renegades und Unsteady feuerten die Amerikaner eine gute Show ab und es war fast schade, dass sie schon so früh gespielt haben.
Die zwei Jungs von Zugezogen Maskulin nahmen wir vom Riesenrad aus mit, welches einem einen guten Blick über das Festivalgelände bot. Leider sind die Bäume um das Infield herum so hoch, dass man Campingplätze nur erahnen konnte.
Zu Tom Odell genehmigten wir uns eine Portion Pomms', die mit einer wirklichen Innovation in der Verpackung daherkamen:
The Subways kann man sich auch immer geben und die drei Britin nahmen sogar ein 360°-Video im Riesenrad auf.
Bosse ist wie eh und je einfach sympathisch und seine Shows sind einfach ansteckend und machen Spaß.
James Bay war teilweise leider so leise, dass die Bässe von Elliphant (von der hinter uns liegenden White-Stage) immer den Gesang von Bay verdrängten. Er ist zwar ein begnadeter Musiker und sein Debüt-Album Chaos And The Calm ist wirklich überragend, doch als 18 Uhr Besetzung auf der Green Stage wirkte er irgendwie fehl am Platz. Dementsprechend "leer" war der Platz vor der Green Stage auch.
Ein paar Klänge von Fraktus hörten wir, bevor es Richtung Two Door Cinema Club ging. Prinz Pi sahen wir nur kurz von weiten, da uns die Red Stage einfach zu matschig und zu voll war.
Zu Deichkind muss ich wohl nichts weiter sagen. Der Höhepunkt des heutigen Tages. Die Formation besticht einfach durch eine überragende Performance.
Wir nahmen noch ein paar Klänge von Mumford & Sons mit, bevor wir uns schnell auf den Weg Richtung Parkplatz machten.
Die Rückreise lief relativ entspannt. Wir kamen glücklicherweise recht schnell vom Parkplatz runter, auch ohne stecken zu bleiben. Mein Beileid nochmal an die Personen von Parkplatz P15. Wir wurden am Bahnhof Scheeßel vorbei geleitet und was standen da viele Menschen auf dem Bahnsteig. Der letzte Zug nach Hamburg war wohl schon weg, aber gefühlt standen immer noch tausende Leute auf dem Bahngleis. Einige versuchten sogar per Anhalter noch irgendwie nach Hause zu kommen. Gegen halb 3 war man dann endlich zuhause und war doch wieder froh über sein eigenes Bad, eine Dusche und sein weiches Bett.
Was bleibt nach dem Hurricane-Festival 2016
Ein durchlöcherter Festival-Plan. Ich habe mir mal die Mühe gemacht (und hoffentlich nichts vergessen) und die ausgefallenen Bands heraus gepaintet.Die Security. Versteht mich jetzt nicht falsch, aber beim Deichbrand gefällt mir die Security deutlich besser. Die Secus auf dem Infield waren super. Immer fröhlich und verteilten gerade am Sonntag immer mal wieder Wasser an die vordersten Reihen am Wellenbrecher. Die 'Handlager', die jedoch die Wege beim Camping-Platz und die Notwege "bewachten", vernachlässigten ihre Arbeit zeitweise sehr. Keine Bändchen-Kontrolle. Keine Kontrolle der Taschen. Die Frage, ob wir vielleicht Stoff hätten, weil man sich gerne was bauen möchte. Bier bei der Arbeit. Ich belasse das mal an dieser Stelle.
Ein Schlachtfeld. Schaut euch bitte dieses Video an, was einen Tag nach dem Festival entstand. Es ist echt unglaublich, wie viele Zelte und Gegenstände auf dem Campingplatz zurückgelassen werden. Nach so einem Wochenende kann ich das teilweise irgendwo verstehen, aber so viel?
CampFM. Da wurde echt gute und harte Arbeit geleistet an dem Wochenende. Immer gut gelaunt, immer die neusten Infos, gute Musik und sogar ein eigener kleiner Festivalsong wurde vom Hurricane-Swim-Team gedichtet.
Essensangebot. Nom nom nom! Am Sonntag gab es für uns, nach 45 Minuten anstehen, einen Lachs-Döner von Rauch-Zeichen! Erfrischend anders und super lecker. Wer so einen Stand auf einem Festival (z.B. beim Deichbrand) oder sonst wo erblickt, sollte die 7,50€ ruhig mal investieren. Lohnt sich! Sonst gab es natürlich auch diverse andere Food-Trucks zu entdecken. Aus der Not heraus haben wir am Samstag-Abend beim Pizza-Stand halt gemacht. Eine kleine, kalte und lieblose "Calzone" für 5€ war schon irgendwo Abzocke.
Hurricane-Swim-Team. Vom 20-Jährigen Jubiläum des Hurricane Festivals 2016 werden wir wahrscheinlich noch unseren Enkelin und Enkeln erzählen. Es ist nur zu hoffen, dass das Deichbrand dieses Jahr besseres Wetter abbekommt. "Am sichersten seid Ihr im Auto.."
https://www.facebook.com/hurricanefestival/videos/10153930435898732/
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