Es wurde Zeit. Captain Marvel ist die erste Superheldin im Marvel Cinematic Universe, die es mit einem eigenen Film auf die große Kinoleinwand schafft. Darin verkörpert Brie Larson ("Raum" , "Kong: Skull Island") die Rolle von Carol Danvers. Neben Ryan Fleck führte mit Anna Boden auch erstmals eine Frau bei einem MCU Film Regie. Der Film bietet gewohnte Marvel-Qualität im Look und Aufbau, kann mit einer soliden Origin-Story überzeugen, die von einer tollen Brie Larson vorangetrieben wird. Der Film hat alleine am Startwochenende schon 455 Millionen Dollar eingespielt. Für mich ein toller Film, der schon im Vorfeld für Aufregung gesorgt hat.
Die Story
Die von den hochentwickelten Kree zur Soldatin ausgebildete „Vers“ (Brie Larson) stürzt nach einem Kampf im Weltraum auf der Erde ab. Gerade noch hat sie mit der Elite-Einheit Starforce und deren Anführer (Jude Law) für die Sicherheit im All gekämpft, nun ist sie allein auf einem fremden Planeten, der ihr dennoch merkwürdig vertraut vorkommt. Denn sie wird von Visionen und Träumen geplagt, die auf ein früheres Leben auf der Erde hindeuten. Als sie auf den jungen S.H.I.E.L.D.-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) trifft, macht sie sich mit diesem daran, das Geheimnis ihrer Herkunft zu entschlüsseln. Sie erfährt, dass ihr bürgerlicher Name Carol Danvers ist und sie ursprünglich von der Erde stammt. Und diese gilt es nun zu verteidigen. Denn: Die Erzfeinde der Kree haben den Planeten infiltriert. Ein Spionage-Trupp der außerirdischen Rasse der Skrulls hat sich unter Führung des skrupellosen Talos (Ben Mendelsohn) dank ihrer Gestaltenwandlerfähigkeiten unbemerkt unter die menschliche Bevölkerung gemischt und es scheint als könne nur Carol die Bedrohung aufhalten…
Kleine Spoiler vorhanden: Den Aufbau der Geschichte finde ich charmant gelöst. Zunächst sieht man Veers, eine Kriegerin der Kree, die sich für ihren ersten Einsatz vorbereitet. Nach einem Hinterhalt der Skrulls, landet sie plötzlich auf der Erde und begibt sich auf die Suche nach ihrem früheren Ich. Sie begreift, dass sie eigentlich keine Kree-Kämpferin ist, sondern die Testpiloten Carol Danvers. Nach und nach deckt sie ihre Vergangenheit auf und erlangt ihre Kräfte. Hier war die Charakterentwicklung ganz clever, dass sie eben nicht von Anfang an um ihre Kräfte wusste. Dabei wurden viele Elemente aus den Comics übernommen und an den Story-Schrauben gedreht, um den Film runder in das MCU einzulassen. Im Film findet sich keine konstruierte Liebesgeschichte, was ebenfalls sehr angenehm ist.
Die feministische Agenda von Captain Marvel
Schon als der erste Trailer zu Captain Marvel erschienen ist, war der Shitstorm der Anti-SJW-Anhänger riesig. Auch auf Seiten wie IMDB und Rotten Tomatoes gab es vor der Veröffentlichung des Films viele schlechte Bewertungen und hasserfüllte Kommentare, ohne dass diese Leute den Film bereits gesehen haben können. All das gefühlt nur, weil die Hauptrolle in einem Superheldenfilm eine Frau spielt.
Die Kritik richtet sich oft gegen Brie Larson. Aussagen wurden ihr im Mund umgedreht, sie sei die falsche Besetzung und kann überhaupt nicht schauspielern. In Interviews machte sie sich für mehr Inklusion unter den Interviewern stark. Daraufhin fühlten sich weiße Männer beleidigt und riefen zum Boykott des Films auf. Zudem wurde oft gesagt, warum man denn jetzt plötzlich eine weibliche Superheldin einführen muss, die dann auch noch so stark sei. Carol Danvers trägt nun eben erst seit 2012 den Namen Captain Marvel und war davor als Ms. Marvel unterwegs. Die Comic-Reihe von Kelly Sue DeConnick (die auch einen Cameo-Auftritt im Film hat) war ziemlich erfolgreich, weshalb man sich dazu entschied Captain Marvel mit ins MCU zu holen. Vielleicht wäre sonst der Film schon viel früher erschienen und einige Argumente gegen den Film wären entkräftet gewesen. So könnte man denken, dass man einen passenden und starken Gegenspieler zu Thanos brauchte.
Die Nebencharaktere, die ihr bei ihrer Reise halfen, waren ebenfalls selbstbestimmt und mutig. Eine feministische Submessage, die an einigen Stellen vielleicht etwas drüber ist, ist definitiv vorhanden, aber ist das denn so schlimm? Ob die Shitstorms kleiner gewesen wäre, hätte man die Figur Mar-Vell männlich gelassen? Man weiß es nicht. MCU-Mastermind Kevin Feige hielt dies für eine gute Idee und ich kann mich damit sehr gut anfreunden.
Brie Larson als Carol Canvers
Mir hat Brie Larson als Carol Danvers ausgesprochen gut gefallen und meiner Meinung nach, kann sie sogar ziemlich gut schauspielern. Es ist einfach die Figur Carol Danvers, die nach außen hin launisch und resigniert wirkt und nicht Deadpool-mäßig einen Witz nach dem anderen raushaut. Auf mich wirkte die Reise zu sich selbst, ziemlich glaubhaft. Sie ließ sich nicht unterkriegen und blockte Klischee-Bemerkungen von Männern gekonnt ab.
Ansonsten passte in dem Film sehr viel zusammen. Die Optik des Films ist Marvel typisch ziemlich gut, auch wenn einige Effekte mir nicht hundertprozentig gefallen haben. "Katze" Goose, die später als Flerken identifiziert wird, ist ein toller Sidekick. Die Hommage an Stan Lee ist wundervoll und der 90er Jahre Soundtrack passte ebenfalls gut. Wer Superhelden-Filme noch nicht überdrüssig ist, kann hier einen weiteren tollen Film im Marvel Universum erleben.
Die Bedeutung von Captain Marvel für Avengers Endgame und Phase 4 des MCU
Captain Marvel könnte in Avengers: Endgame eine große Rolle einnehmen. Durch die Filmszene mit Ronan, dürfte Thanos bereits von ihrer Existenz wissen. Es wird spannend zu sehen sein, wie die Russo Brüder sie in den Film einbauen. In ihrer glühenden Form (in den Comics auch Binary genannt), hat sie ja schon gezeigt, welche unglaublichen Kräfte in ihr stecken.
Weiter könnte Captain Marvel auch eine große Brücke in Richtung Phase 4 des MCU schlagen. Die kosmische Seite, also quasi der Weltraum, wurde bisher nur in einigen Filmen angeschnitten. Hierzu dürfte auch das Gerücht passen, dass bereits Autoren an einem Drehbuch zu The Eternals schreiben. Diese sind in den Comics zwar eher eine Randerscheinung, könnten die Geschichte des MCU aber weiter ins Kosmische schieben. Von meiner Seite wird es demnächst auch noch einen Beitrag über die Spekulationen und bereits feststehenden Filme zur vierten Phase geben. Ich wünsche Euch jetzt aber erst einmal viel Spaß im Kino!
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