Die virtuose Pianistin, Komponisten und Sängerin Hania Rani spielte am vergangenen Sonntag im fast ausverkauften Gruenspan in Hamburg eine umjubelte und faszinierende Show. Einschließlich einer 15-minütigen Pause präsentierte sie 2 Stunden lang Programm, vor allem aus ihrem aktuellen Album Ghosts. Nachdem ich ihre Musik im letzten Jahre das erste Mal gehört habe, war ich direkt schockverliebt. Das sollte sich beim Konzert noch intensivieren. Mir ging das Herz auf zu sehen, wie sehr sie in ihrer Leidenschaft und ihrer Musik versinkt. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut wenn ich daran denke.
Tropische Temperaturen im Gruenspan
Es herrschten ungewöhnlich hohe Temperaturen im Club, was ich vorher noch nie so wahrgenommen habe. Das hatte zur Folge, dass im Publikum während der ersten Hälfte des Konzerts zweimal nach einem Sanitäter gerufen wurde. Hania Rani hatte die Unruhe erst nur nebenbei mitbekommen und sich während der ersten Sprechpause entschuldigt. Mitten in ihrem Set hat sie schließlich eine etwa 15-minütige Pause eingelegt, damit einmal frische Luft durch die seitlichen Notausgangstüren ins Innere gelangen konnte. Danach reagierte auch die Security und fing an Becher mit Wasser zu verteilen. Natürlich störte das (unfreiwillig) kurzzeitig die Immersion, was aber nicht ins Gewicht fiel. Das Publikum war bis auf ein oder zwei dumme Zwischenrufe echt respektvoll und verfiel in den wenigen Pausen in tobenden Applaus.
Perfektion bei jedem Handgriff
Jubelrufe brandeten direkt zu Beginn auf, als Hania mit einer weiteren Person, die mit Kontrabass und Synthie-Maschine die Musik untermalte, die Bühne betrat. Der erste Teil stand voll im Zeichen ihres aktuellen Albums "Ghosts", auf dem sie ihr Klangspektrum um eine elektronische Note erweiterte. Der Synthie-Einstieg mit "Oltre Terra" und "24.03" über "Dancing With Ghosts", wo das erste Mal ihr Klavier und ihre Stimme erklangen, bis hin zum sanft-gleitenden "The Boat".
Nach etwa 30 Minuten begrüßte sie das Publikum. Sie erklärte, dass das Set möglichst ohne Pausen gestaltet ist und die Songs ineinander übergreifen. Für ein eher Klassik-orientiertes Konzert (sofern man das so sagen kann) war das zusammengequetschte Stehen eher ungewohnt. Allerdings war dies ihr Wunsch, da sie selbst sich auf der Bühne zu ihrer Musik bewegte (fast schon eins mit ihr wurde) und sie es nicht mag, wenn sie dann vor einem Publikum steht, was nur sitzt und sie anstarrt.
Ein paar warme Lichter und drei Spots von oben spendeten etwas Licht, dafür gab es im Hintergrund eine große halbtransparente Projektionsfläche, auf der wabernde Flächen und ein paar Visuals gezeigt wurden. Wenn einem das als Immersion nicht reichte, konnte man auch einfach die Augen schließen und sich den Klängen hingeben. Es war allerdings auch sehr faszinierend Hania bei ihrem Treiben zu beobachten, denn die Bühne hatte einiges an Instrumenten zu bieten. Neben einem Flügel und einem Klavier hatte sie zwei Keyboards/Synthesizer und ein paar weitere Spielerein dabei. Teils glitten ihre Finger über zwei Klaviaturen gleichzeitig und ihr klarer und verzaubernder Gesang fungierte oft als weiteres Instrument.
Hingebungsvoll und alleine am Klavier läutete Hania nach der kleinen Pause auch den zweiten Teil des Sets ein. Mir im Gedächtnis geblieben sind, wie schnell ihre Finger über die Tasten geglitten sind und das aufbrausende "Komeda". "Leaving" als Zugabe hat sich zudem seit Sonntag in mein Gehirn gebrannt. Ein Gedicht von einem Song, vor allem der Teil mit den Echogesängen. Das Klavier hat vor längerer Zeit die Gitarre als mein liebstes Instrument abgelöst und der Abend hat mir das nochmal bestätigt. Ein Wunder welch Harmonien da entstehen und direkt die Seele berühren. Das wird nicht mein letztes Konzert von ihr gewesen sein (ich würde auch zu gerne noch andere Songs von ihr, allen voran "Buka", live erleben).
Setlist: Hania Rani live im Gruenspan, Hamburg (02.06.2024)
- Oltre Terra
- 24.03
- Dancing With Ghosts
- The Boat
- Hello
- Don’t Break My Heart
- Pale Blue + Instrumental
- Nostalgia
- It Comes In Waves
- Thin Line
- It Don’t Bother Me
- Komeda
- Always in the Dark
– - Leaving
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