For those about to rock – we salute you! Was war das im Vorfeld für ein Wirbel. Als bekannt wurde, dass Sänger Brian Johnson aufgrund drohender Taubheit nicht als Sänger bei den restlichen Konzerten der Rock Or Bust World Tour fungieren würde, musste ein neuer Sänger gefunden werden. Die Wahl fiel auf Guns N' Roses Frontmann Axl Rose. Die Entrüstung seitens der Fangemeinde war relativ groß und es gaben viele Leute ihre teuren Karten zurück. Ein Fehler wie ich fand. Die ersten Amateurvideos ließen vermuten, dass AXL/DC wohl doch funktionieren kann.
Angekommen im schönsten Stadion Deutschlands ging die lange Wartezeit dann los. Leckeres Schäbiges Bier für abartige 5€ wurden vertilgt und das teure Merchandise begutachtet. Fünfunddreißig verdammte Euro (in Zahlen: 35€) für ein blödes T-Shirt waren dann aber selbst mir zu viel und so ging es schnell in den vorderen Bereich des Innenraums. Das Stadion füllte sich recht langsam, aber pünktlich um 19 Uhr dröhnten erste Töne aus den massiven Boxen.
Tyler Bryant and the Shakedown
Die in Deutschland noch weitgehend sehr unbekannte Band um Frontmann Tyler Bryant, die normalerweise in Clubs oder kleineren Hallen spielt, lieferte eine echt routinierte Show. Dem Quartett machte es sichtlich Spaß die große Bühne zu rocken und es war ein Genuss zuzuhören. Die Band bot eine Mischung aus groovigem Rock und etwas Blues. Man wippte mit und Tyler Bryant versuchte durch Soli, ordentlichem Gesang und seinem Gerenne auf der Bühne die Menge anzuwärmen. Da sollte man auf jeden Fall mal reinhören!
Insgesamt durften sie dem Publikum eine dreiviertel Stunde lang einheizen, bevor es dann in eine Umbaupause überging.
Hell, It’s about time!
21:35. Das Licht ging aus, das bombastische Intro startete und 46000 Leute rasteten komplett aus. Die Gitarre von Angus Young und die Stimme von Axl Rose erklangen und ab ging die wilde Fahrt. Das Set begann mit Rock Or Bust, dem Titelsong der Tour, was auch gleichzeitig sowas wie das ‚Motto‘ der Band darstellt. Unglaublich wie Gitarrist Angus Young, wie ein junger Gott, über die Bühne tänzelte. Sofern AC/DC das Sänger-Problem in den Griff bekommt, werden die in 20 Jahren noch Musik machen. Ob das Not tut, muss jeder für sich entscheiden. Aber zurück zum Wesentlichen. Schon nach den ersten 3 Songs (Rock or Bust, Shoot to Thrill, Hell Ain’t a Bad Place to Be) erlangten meine Ohren den Taubheitsgrad 1. Die 40 zusätzlichen Verstärker auf der Bühne sorgten für ordentlichen Bums und noch den Tag danach hatte ich ein monotones Rauschen im Ohr. Weiter ging es mit Back in Black!
Dadurch, dass nun Axl Rose am Mikrofon agierte, wurde die sonst eher starre Setlist etwas verändert. Natürlich waren die bekanntesten Song mit dabei, aber es gab auch Song, die sonst vor 30 Jahren zuletzt live gespielt wurden. Hierbei sorgten unter anderem Riff Raff und Given The Dog A Bone unter der Fangemeinschaft für Begeisterung. Die Show war allgemein von Weltformat. Hells Bells wurde durch die obligatorische Glocke eingeläutet, Rosie war natürlich auch dabei und zu Highway to Hell „brannte“ förmlich die Bühne.
Kritik an Axl/DC?
Die Kritik an Axl Rose kann ich nicht nachvollziehen. Er mag zwar in früheren Zeiten Aussetzer gehabt haben und seine Divenhaftigkeit kann man keinesfalls gut heißen, aber was der Mann an diesem Abend geleistet hat, war phänomenal. Der massive Druck von außen und eine schwere Fußverletzung hielten ihn nicht davon ab, die Bühne zu rocken und die Band mit seiner Energie und seiner gewaltigen Stimme, die wirklich gut passte, durch das Set zu leiten. Er blieb dabei seiner Linie treu (Cowboyhut, zerrissene Jeans, Goldketten) und auch die Teleprompter seien ihm verziehen. Es ist vielleicht nicht mehr zu 100% AC/DC, aber trotzdem passte diese Kombination teuflisch gut.
Der Mann des Abends hieß jedoch Angus Young. Unmenschlich. Was der Mann auf der Bühne für eine Energie und eine Spielfreude an den Tag legt ist Wahnsinn! Immer wieder machte er sich auf den Weg über den Steg auf die kleinere Bühne und feuerte ein Riff nach dem anderen heraus. Nach Let There Be Rock verzückte er uns mit einem 15-minütigen Solo. Ein Genuss! (Obwohl es mir nach 10 Minuten schon anfing auf den Sack zu gehen.)
Fazit
Ein rundum gelungener Abend nahm um 22:50 mit For Those About to Rock sein Ende. Das Abfeuern der mitgebrachten Kanonen sorgte nochmal für ein Erschüttern des Trommelfells. Die Show endete mit einem großen Knall, einem Feuerwerk und den letzten Töne aus der Gitarre von Angus Young. Ich habe danach noch mit anderen AC/DC Fans gesprochen, die die Band schon öfter gesehen haben. Dort herrschte ebenfalls fast einstimmig die Meinung, dass das ein geiles Konzert und Axl Rose als Sänger ein würdiger Ersatz war/ist.
AC/DC – we salute you!
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