Auch das Kinojahr 2020 lief anders ab, als anfangs gedacht. Angesichts der Pandemie wurden etliche Filme aufs nächste Jahr verschoben oder auf Streaming-Plattformen veröffentlicht. Immerhin sieben Mal habe ich es in diesem Jahr ins Kino geschafft, dafür viele Filme auf Streaming-Plattformen geschaut und auch einige ältere Sachen nachgeholt (siehe meinen letterboxd-Account (ein soziales Netzwerke nur für Filme und teils Serien)). Ich habe auch bewusst nicht 'alle' Filme mit reingenommen, weil der Beitrag sonst noch 3x so lang gewesen wäre. Mein liebster Film des Jahres ist Little Women, in beliebiger Reihenfolge gefolgt von Niemals Selten Manchmal Immer, Tenet, Soul und 1917.
Little Women von Greta Gerwig
Little Women ist der einzige Film aus diesem Jahr, dem ich gerne 5 von 5 Sternen gebe. Der Film begleitet die vier March-Schwestern beim Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter. Greta Gerwig liefert mit einem fantastischen Cast ein Feuerwerk voll von Liebe und Herzlichkeit ab, dass mir danach vor Überwältigung einfach die Tränen kamen.
Niemals Selten Manchmal Immer von Eliza Hittman
Das Filmdrama Niemals Selten Manchmal Immer begleitet die 17-Jährige Autumn (gespielt von Sidney Flanigan) bei ihrem Versuch einer selbstbestimmten Abtreibung in den USA. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Cousine Skylar (gespielt von Talia Ryder). In eindringlichen Bildern zeichnet Regisseurin Eliza Hittmann ein intimes Porträt, welches mich sprachlos zurückgelassen hat.
Tenet von Christopher Nolan
Christopher Nolan (Intersteller, Inception; die ich beide in diesem Jahr nochmal im Kino sehen durfte) ist einer meiner liebsten Regisseure und auch sein neuester Actionfilm ist bombastisch. Das Thema Zeit wird diesmal durch das Reisen durch eben jene thematisiert. Tenet setzt dabei auf handgemachte Action und auf: "Don’t try to understand it. Feel it."
Soul von Pete Docter
Soul ist der neueste Streich von Animations-Mastermind Pete Docter (Alles Steht Kopf, Oben und Monster AG) und beschäftigt sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Film hat mich sehr mitgenommen und lange beschäftigt. Die Fragen über das Leben werden so clever beleuchtet, eingefangen in faszinierenden Animationen, untermalt mit einem tollen Soundtrack. Das eher auf Erwachsene abgestimmte Abenteuer könnt ihr euch bei Disney+ im Abo ohne zusätzliche Kosten anschauen.
1917 von Sam Mendes
Das Kriegsdrama 1917 verfolgt zwei Soldaten bei ihrem Versuch eine Nachricht an die Front zu bringen, um einen Hinterhalt zu verhindern. Dabei wurde der Film zwar in mehreren Cuts gedreht, allerdings so zusammengeschnitten, dass es wie ein Take aussieht. Die Story mag nicht die tiefste sein, dafür ist der technische Aspekt umso spannender und interessanter anzuschauen.
Weitere kleinere Filme
Ammonite // Ein Historienfilm über die Paläontologin Mary Anning mit Kate Winslet und Saoirse Ronan in den Hauptrollen versprach großes. Der Film hatte auch einige schöne Ansätze, es war mir dann aber doch zu unterkühlt und die Chemie stimmte irgendwie nicht so richtig. Schade!
Cortex // Neben den oben schon genannten Filmen habe ich auch das Regiedebüt von Moritz Bleibtreu im Kino sehen können. Ein audiovisuell ansprechender Psychothriller, der sein Publikum sehr herausfordert, weil er viele Fragen entweder gar nicht oder nur mit Bildern beantwortet. Hat mir gefallen.
Palm Springs // Eine RomCom mit spannenden Kniffen und Twists. Mehr kann ich leider nicht verraten. Leider bisher noch exklusiv bei Hulu in den USA und dementsprechend hierzulande noch nicht (bzw. nur über Umwege) zu sehen. Falls ihr mal die Chance habt: Guckt keine Trailer, lest nichts über den Film und schaut ihn euch einfach an. Lohnt sich.
The Assistant // Julia Garner spielt die Assistentin eines Filmmoguls (der wohl an Harvey Weinstein erinnern soll (#metoo)) und muss einiges ertragen. Jeder weiß, was in der Branche abgeht/abging und dennoch muss sie es einfach runterschlucken, wenn sie dort weiter arbeiten möchte. Der dokumentarisch-melancholische Stil ist sicher viel zu langweilig für das Mainstream-Publikum, mich hat er aber genau deshalb ziemlich gefesselt.
Serien
Ich bin nicht so der Seriengucker, einfach weil mir Filme oft besser gefallen. Viele Serien habe ich in diesem Jahr auch gar nicht geschaut, aber Das Damengambit und The Mandalorian (S2) haben mich komplett umgehauen.
Das Damengambit // Anya Taylor-Joy spielt in dieser Coming-of-age-Miniserie (Schauplatz Amerika der 1960er) das Waisenkind Elizabeth Harmon, das sich in Schach verliebt und in die Weltspitze aufsteigen will. Regisseur Scott Frank hat es irgendwie geschafft, dass es mir verdammt viel Spaß gemacht hat, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich in ihrer Leidenschaft verliert.
The Mandalorian // Die Serie erzählt kleine Abenteuer und eine zusammenhänge Geschichte eines Kopfgeldjägers im Star Wars Universum, sieht dabei fantastisch aus, hat einen großartigen Soundtrack und versprüht einfach dieses Star Wars Gefühl. Für alle Fans ein Muss
Ausblick 2021
Ähnlich wie bei den Konzerten und Festivals fällt es mir auch hier sehr schwer eine Prognose abzugeben. Die Kinos werden sicher irgendwann wieder öffnen (zumindest diejenigen, die nicht schließen mussten), aber es müssen natürlich auch Filme zu sehen sein. Zumindest Warner möchte alle Filme gleichzeitig ins Kino, als auch auf die hauseigene Streaming-Plattform HBO Max bringen (wie momentan mit Wonder Woman 1984 geschehehn), die hierzulande bisher allerdings nicht verfügbar ist. Auch Disney wird vermehrt aufs Streaming setzten und den ein oder anderen eigentlichen Kinofilm sicher direkt zu Disney+ bringen. Die Kinolandschaft wird sich vermutlich nachhaltig verändern und ich bin gespannt, was daraus wird.
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