Es gibt einige Künstler:innen, die ich gar nicht so aktiv höre und doch gefühlt jeden Song mitsingen kann. Robbie Williams ist so ein Entertainer, der über seine mittlerweile 25-Jährige Solokarriere viele viele Hits hervorgebracht hat. Im letzten Jahr erschien ein Best-of-Album namens XXV, welches seine Songs in orchestraler Version präsentierte. Zwar ohne Orchester, dafür mit seiner Band, ging es auf Tour durch ganz Europa, mit gleich drei Stopps in Hamburg. Beim zweiten Zusatzkonzert war ich dabei und hatte ein echt schönes Konzerterlebnis.
Support: Lufthaus
Den Abend eröffnen durfte das Trio Lufthaus, bei dem Robbie Williams seit neuestem Mitglied ist. Live präsentierte sich die Band aber als DJ-Duo. Der Sound war nicht einmal verkehrt, aber die dauerhaften Ansagen der beiden verpufften bei dem Publikum, welches nur auf den Hauptact wartete, sehr oft im Nichts. Wenigstens zu einer Version von "Blue Monday" kam gut Stimmung auf. Tim Metcalfe und Flynn Francis haben schon bei Robbie Williams neuntem Studioalbum Take the Crown mitproduziert und irgendwo nachts auf einem Festival oder in einem dunklen Club wären sie, mit ihrer leicht düsteren Atmosphäre, deutlich besser aufgehoben.
Storytelling-Erlebnis mit Robbie Williams
Ich habe schon viele Konzerte erlebt, auch von einigen größeren Acts, aber kaum eines hatte einen so stimmigen Storybogen, wie es bei Robbie Williams der Fall war. Ich würde es eher als Konzert-Zeitreise durch seine Karriere beschreiben, gespickt mit diversen Anekdoten. Das Publikum war eine bunte Mischung, mit Hang zu eher der Generation, die mit ihm mitgewachsen ist. 120€ für einen Stehplatz (nochmal 50€-60€ mehr für den goldenen Circle direkt vor der Bühne) muss man sich erst einmal leisten wollen. Dennoch waren die Konzerte allesamt kurz nach Vorverkaufsstart ausverkauft.
"Hey Hey Wow Yeah" eröffnete das Konzert, quasi als Überleitung zum Support, da der Song von eben jenem Album Take The Crown stammt. Standesgemäß folgte "Let Me Entertain You" und ja, da hat er nicht zu viel Versprochen. Um den Entertainment-Charakter noch einmal zu unterstreichen, folgte "Land of 1000 Dances", im Original von Chris Kenner. Mit "Strong" und "Come Undone" gab es im Anschluss zwei weitere große Hits seiner Karriere zu hören.
Eine große LED-Leinwand im Hintergrund, drei halbe LED-Würfel, die hoch- und runtergefahren werden konnten, einen Bühnenaufbau für die Band und Background-Sängerinnen und ein Steg der ins Publikum ragte, bildeten das Bühnenbild. Auf der großen Leinwand wurde an mindestens einer Stelle das Orchester eingeblendet, welches nicht mit auf Tour war. Wer da noch einmal Einblicke braucht, dem sei der Stream zum Streetgig aus der Elbphilharmonie ans Herz gelegt.
Viele Anekdoten
Na klar, hier ist alles minutiös durchgeplant, selbst die Interaktionen mit dem Publikum. Aber dennoch habe ich ihm seine Geschichten an dem Abend abgekauft. Und die gab es zuhauf. Er sprach Menschen auf dem Rang an, die gerade etwas zu trinken holen wollten, witzelte mit Frauen in der ersten Reihe und ließ sogar zwei Personen aus dem Publikum herunter holen, die seiner Meinung nach "shit seats", seitlich hinter der Bühne hatten, um vor dem Steg für den Rest des Konzerts Platz zu nehmen. "She’s The One" widmete er einen jungen Frau. Dadurch wirkte er trotz seines Stardoms so nahbar und fast als Kumpeltyp. Er erzählte von seinem Aufstieg mit Take That, seinem fast schon Untergang und seinem Wiederaufstieg mit seiner Solokarriere. Auch Alkoholsucht und Depressionen waren Thema, die stets ein enger Begleiter waren, aber seine Frau und die Fans waren immer an seiner Seite.
Wo normalerweise der Hauptact diverse Outfit-Wechsel während der Show hat, waren es diesmal die Background-Tänzerinnen. die zu vielen Songs auf der Bühne standen und ein neues Outfit sowie feurige Choreographien präsentierten. Robbie Williams selbst trug eine goldene Hose, mal kombiniert mit einem gold-glitzernden Tanktop, welches später gegen ein goldenes Sakko oder einen Mantel getauscht wurde.
Nach einer Story über das Glastonbury-Festival, bei dem es ihm eine Band besonders angetan hatte, wurde auch ein Songs eben dieser Band gespielt. Und mir stand das Grinsen im Gesicht, als "Don’t Look Back in Anger" von Oasis angespielt wurde. Ich würde meine linke Niere dafür geben, die beiden nochmal auf einer Bühne zusammen zu sehen.
Ein Konzert voller bekannter Hits
Die zweite Hälfte des Konzerts bestand dann nur noch aus Hits. Es ist ja nun einmal eine Best-of-Tour. Die Setlist hatte auch sein Duett "Kids" mit Kylie Minogue parat und "The Flood" sowie "Could It Be Magic", als Take That Songs durften nicht fehlen. Zu "Eternity" folgte eine längere Einleitung und eine kleine Dankesrede an seine gute Freundin Geri Halliwell. Beide hatten nach den Austritten aus ihren Bands (sie Spice Girls, er Take That) eine schwere Zeit und taten einander gut. Robbie Williams widmete ihr daraufhin diesen Song. "Rock DJ" zum Abschluss des Mainsets holte noch einmal die ausgelassene Stimmung in die Halle.
Die orchestrale Version von "No Regrets" leitete die Zugabe ein, die von den Zuschauenden eingefordert wurde. Wusstet ihr, dass "She’s The One" ein Cover der Band World Party ist? Gut, ich auch nicht. Wieder was gelernt. Am Ende dann sein größter Hit: "Angels" und hallelujah. Die ganze Halle am singen, viele hatten Tränen in den Augen und man erlebte fünf Minuten komplette Gänsehaut. Zum Schluss trat Robbie noch einmal alleine auf die Bühne und sang einige seiner Songs als a capella Version an, bevor er zufrieden von der Bühne schritt und ohne weiteres Wort das Publikum im Chor und Applaus alleine lies. Stimmlich und vom Entertainment her vielleicht der beste Robbie Williams seit immer.
Setlist: Robbie Williams live in der Barclays Arena, Hamburg, 24.02.2023
- Hey Wow Yeah Yeah
- Let Me Entertain You
- Land of 1000 Dances (Chris Kenner cover)
- Monsoon
- Strong
- Come Undone
Do What U Like [Tape] - Could It Be Magic (Take That song)
- Don’t Look Back in Anger (Oasis cover)
- The Flood (Take That Cover)
- Love My Life
- Eternity
- Candy
- Feel
- Kids
- Rock DJ
– - No Regrets
- She’s the One (World Party cover)
- Angels
- Angels / Eternity / Strong / Love My Life / Better Man / Feel
(I’ve Had) The Time of My Life (Bill Medley & Jennifer Warnes song) [Tape]
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