Gibt es einen sympathischeren Musiker als Mike Shinoda? Für mich jedenfalls nicht. Ich liebe diesen Typen einfach und seit jeher ist er einer meiner Lieblingsmusiker. Verdammt talentiert, so am Boden geblieben und einfach ein toller Mensch. Wie gut, dass Teil 2 seiner Post Traumatic Tour ihn auch nach Hamburg führte. Mit einer Mischung aus Songs von seinem Album Post Traumatic und Kreationen von Fort Minor und Linkin Park, bescherte er mir einen wunderschönen und emotionalen Konzertabend.
Don Broco
Bereits um 18:30 (weil Mike pünktlich weiter nach Paris musste) trat der Support-Act Don Broco auf die Bühne. 5 Herren aus Großbritannien, die Alternative-Rock mit leichtem Pop-Einschlag und Post-Hardcore mischen. Es war alles dabei, um die Menge irgendwie anzuheizen. Hinsetzen und aufspringen, mitgröhlen, mitspringen, Mosh Pits. Die Herren hatten richtig Bock und taten mir dann ein wenig Leid, als der Strom der Instrumente plötzlich ausfiel. Kurz vor einem Breakdown beim dritten Song "Pretty" hörte man nur noch das Schlagzeug. Geschlagene 10-15 Minuten verharrte die Menge, bis die Band genau dort einstimmte, wo sie unterbrochen wurde. Sie ließen sich gar nichts anmerken und brachten ihren Gig ohne weitere Zwischenfälle zu Ende. Don Broco haben mir gefallen und gehören sicher zu den besseren Support-Acts, die ich bisher gesehen habe.
"Yeah, how you doin' y’all, my name’s Mike"
Mike ließ uns warten, bis es mit dem Fort Minor Song "Petrified" direkt krachend losging. Das Publikum, welches einen bunten Mix aus jung und alt, sowie Linkin Park und Mike Shinoda Fans abbildete, nahm das alles begeistert und dankend an. Danach betraten die beiden Begleitmusiker die Bühne und es ging weiter mit "I.O.U.". Der erste von vielen Linkin Park Songs am Abend war "When They Come for Me". Aus diesem gesunden Mix bestand quasi die komplette Setlist. Neben Fort Minor und Linkin Park Songs gab es natürlich einiges von seinem Album Post Traumatic zu hören. Ansonsten war Mike sehr redselig und freute sich sehr, dass so viele gekommen sind und nach all der schweren Zeit weiter zu ihm halten. In einigen Momenten wirkte er sichtlich gerührt von all dem Zuspruch und legte im Gegenzug eine extrem gute Performance hin.
Er erzählte von einem Treffen mit einem guten Kumpel, der meinte er solle doch ein paar Gastmusiker auf die Bühne bringen. Beim Konzert in Berlin war Jennifer Weist von Jennifer Rostock am Start und beeindruckte auf "A Place for My Head". Für Hamburg wollte Mike ebenfalls einen speziellen Gast einladen. Die Tochter von seinem Freund sei großer Fan der Sängerin, die jetzt auf die Bühne kommen würde. Und dann stand plötzlich Yvonne Catterfeld da. Ich habe ja mit allem gerechnet, aber niemals damit. Sie durfte, begleitet von Mike am Keyboard, "Burn It Down" singen. Eine spannende Kombination, die gut funktioniert hat.
Chester fehlt
An dem Abend kam ein Gedanke wieder hoch: Chester fehlt. Sehr sogar. Es gibt immernoch einige Songs, die ich nicht ohne mulmiges Gefühl hören kann. Klingt komisch, wenn einem der Tod eines Prominenten so nahe geht, aber das habe ich an anderer Stelle ja schon einmal ausgeführt. Trotzdem war er an dem Abend irgendwie da. Vereint in mehreren tausenden Körpern, die sich die Seele aus dem Leib schrien.
"Just 'cause you can’t see it, doesn’t mean it, isn’t there"
Linkin Park – "One More Light"
Gefühlt kannte jeder in der großen Halle die Linkin Park Texte komplett auswendig. Das war bei einigen Songs ("Roads Untraveled", "Castle of Glass") extrem beeindruckend und löste Wellen von Gänsehaut aus. Bei mir brachen spätestens bei "In the End" emotional alle Dämme und es flossen die Tränen. Bei dem Song kommt auch einfach alles zusammen. Das war krass.
Trauerverarbeitung
Mike hat den Tod von Chester auf seine ganz eigene Weise mit Post Traumatic verarbeitet. Die Intention des Albums breitete Mike auch an dem Abend aus. An einigen Stellen war Platz fürs Zuhören und Innehalten. Er malte dann aber auch wieder ein Bild der Hoffnung. Natürlich darf und soll man auch trauern, man soll aber niemals die Zuversicht verlieren und auch Spaß haben. Mit "Over Again", "Crossing a Line" und "Ghosts" unterstütze er das musikalisch. Vor allem "Hold It Together" (#mood) und der neueste Output "Prove You Wrong" haben mich ebenfalls besonders gefreut. Sogar die erste Strophe vom Linkin Park Song "Hands Held High" hat Mike performt!
"Remember the Name" wurde während der Zugabe ebenfalls frenetisch gefeiert, wie praktisch alle Songs, die Mike und sein Team zum Besten gaben. Don Broco standen am Ende auch nochmal auf der Bühne. "A Place for My Head" verwandelte einen Teil des Publikums in einen riesigen Mosh-Pit (wie auch bei "Papercut"), der dann und auch noch den restlichen Fünkchen Energie aus mir herauskitzelte. Für mich war das Konzert ein sehr emotionales Erlebnis, welches sicher noch einige Zeit nachhallen wird. thank you, Mike! <3
Kleiner Nachtrag: Beim Konzert am 10.03. in London hat Mike tatsächlich "One More Light" gesungen. Diese Kraft und den Mut muss man erstmal aufbringen. Ein extrem emotionaler Moment.
Setlist: Mike Shinoda – Post Traumatic Tour, Sporthalle Hamburg, 08.03.2019
- Introduction (vom Tape) (Fort Minor)
- Petrified (Fort Minor)
- I.O.U.
- When They Come for Me (Linkin Park)
- Ghosts
- Roads Untraveled (Linkin Park)
- Prove You Wrong
- Hold It Together
- Castle of Glass (Linkin Park)
- Sorry for Now / (Hands Held High verse 1) (Linkin Park)
- Crossing a Line
- Waiting for the End (Linkin Park) / Where’d You Go (Fort Minor)
- Burn It Down (mit Yvonne Catterfeld) (Linkin Park)
- In the End (Linkin Park)
- About You
- Over Again / Papercut (Linkin Park)
– - Welcome (Fort Minor)
- Make It Up as I Go
- Remember the Name (Fort Minor)
- Good Goodbye / Bleed It Out (Linkin Park)
- Running From My Shadow
- A Place for My Head (mit Don Broco) (Linkin Park)
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