Habt ihr schon einmal von den Bands BTS oder BLACKPINK gehört? Sagt euch vielleicht die Bezeichnung K-Pop etwas? PSY mit seinem "Gangnam Style" kennt ihr aber sicherlich. K-Pop ist die Abkürzung für koreanische Popmusik. In der Anfangszeit noch vom Westen ignoriert, findet die Musik weltweit immer mehr Anhänger. Mittlerweile ist Südkorea der sechstgrößte Musikmarkt der Welt, Tendenz weiter steigend. Aus der Kopie nach dem Vorbild westlicher Boybands, hat sich K-Pop zu einer tiefgreifenden Massenbewegung und einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Südkorea entwickelt.
Die Branche verstehen
Das Prinzip ist eigentlich recht einfach: Perfektionismus steht an der Tagesordnung. Die jungen Protagonisten sind oft sehr hübsch, makellos und auffällig gekleidet. Die Musik ist sehr eingängig produziert, sodass man sie leicht im Kopf behält. Oft wird der Pop mit Elementen aus dem Hip-Hop und Rock gemischt. Dazu noch detaillierte Tanz-Choreographien und Hochglanz-Musikvideos. Die Texte sind oft ein Mix aus Koreanisch und Englisch, damit Fans auf der ganzen Welt sie direkt mitsingen können. Hinter den K-Pop-Gruppen stecken große Unterhaltungsfirmen, die vom Staat gefördert werden. Neben der Musik gibt es natürlich die perfekte Vermarktung mit allerhand Merchandise. Ein großer Player heißt YG Entertainment, die mit Big Bang eine der erfolgreichsten K-Pop-Gruppen gegründet haben. Die Band hat weltweit mehr als 140 Millionen Platten verkauft. Die weiteren großen Player heißen SM Entertainment (Girls' Generation, SHINee, Exo) und JYP Entertainment (Got7, Twice). Daneben gibt es bspw. noch Big Hit Entertainment (BTS).
Nach großen, öffentlichen Castings nehmen sie Teenager in jungen Jahren unter Vertrag und bilden sie aus. Tanz- und Gesangstraining stehen ebenso auf dem Programm, wie Fremdsprachenunterricht und der Umgang mit Fans und Journalisten. Nichts darf der perfekten Fassade schaden. Oft gibt es Ranking-Systems, nach dem die besten Trainees zu einer Gruppe zusammengeformt werden. Diejenigen, die es geschafft haben, werden oft auch als (koreanisches) Idol bezeichnet. Um die Gunst der Zuhörer zu gewinnen, werden in Südkorea die neuesten Songs der Gruppen in wöchentlichen Musikshows im Fernsehen präsentiert. Daneben spielt Social Media eine wichtige Komponente, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Interessant zu erwähnen ist noch, dass die Künstler ihre Ausbildungskosten zurückzahlen müssen, weshalb es einige Zeit lang dauert, bis sie mit ihrer Musik überhaupt Geld verdienen, sollten sie es so lange geschafft haben.
Hinter der Fassade
Es ist aber nicht immer alles Gold, was nach außen hin glänzt. So gibt es einiges an Kritik an den Machenschaften der Konzerne. Was genau hinter den Kulissen abläuft, ist nicht genau bekannt. Die Teenager werden oft mit Knebelverträgen ausgestattet, die Ausbildung mit 14 Stunden und mehr am Tag sei hart. Schönheitsoperationen können anstehen und auch von systematischen, sexuellen Missbrauch sei die Rede. Mit dem wachsenden Erfolg hat nun aber auch der Staat eingegriffen und versucht zu regulieren. So werden einige Klauseln aus "sklavenähnlichen" Verträgen gestrichen und nicht mehr angewandt.
Zudem gilt in Südkorea für Männer eine strenge Wehrdienstpflicht von mindestens 21 Monaten, die nur in ganz speziellen Fällen bei Sportlern oder bei klassischen Musikern nicht zur Anwendung kommt. So befinden sich Big Bang seit 2017 in einer unfreiwilligen Pause. G-Dragon, Taeyang, Daesung und T.O.P werden aber dieses Jahr nacheinander mit ihrem Wehrdienst fertig sein. Oft wird versucht einzelne Mitglieder nacheinander in den Dienst zu schicken, damit die Gruppe an sich weitermachen kann. In Südkorea wird aber mittlerweile darüber gestritten, die Wehrdienstpflicht für K-Pop-Stars auszusetzen. Das fünfte Mitglied von Big Bang Seungri hat die Band zwischenzeitlich verlassen. Ihm und vielen weiteren Involvierten (K-Pop-Stars, Polizei und Politiker) werden im "Burning Sun Skandal" sexuelle Ausbeutung, Drogenmissbrauch und weitere Vergehen vorgeworfen.
Wichtige Vertreter
Ich habe mir mit BTS und BLACKPINK mal zwei aktuelle Gruppen rausgesucht, die mir in den letzten Wochen permanent über den Weg gelaufen sind. Zudem gibt es einen kleinen Schwenk zum wahrscheinlich bekanntesten Gesicht im K-Pop: G-Dragon.
BTS (Bangtan Boys)
BTS debütierten 2013 und wurden von Big Hit Entertainment gegründet. 2018 waren sie die zweit erfolgreichsten Künstler der Welt (nach Drake und vor Ed Sheeran) und 2019 sogar für einen Grammy ("Best Recording Package" für ihr Album LOVE YOURSELF: TEAR) nominiert. Neben diversen EPs und einigen Alben, besteht sogar ein ganzes fiktives Universum (das BTS Universe), mit Kurzfilmen, Geschichten und medialen Veröffentlichungen, basierend auf den sieben Mitgliedern.
Damit ihr mal ein Gespür dafür bekommt, wie groß diese Gruppe eigentlich ist, hier mal ein paar Fakten. Mit mehr als 5 Milliarden Streams sind sie die erfolgreichste Band aus Asien bei Spotify. Bereits nach 5 Tagen wurde ihr neues Album Map Of The Soul: Persona fast 2,7 Millionen Mal vorbestellt. 2017 und 2018 waren sie die am meisten retweeteten Promis der Welt und bekamen so Einträge ins Guiness Buch der Rekorde. Diverse Konzerte ihrer Stadion(!)-Welt-Tournee, mit 16 Konzerten und oft über 80.000 Besuchern (bspw. 2 Abende im Wembley Stadion), waren nach wenigen Stunden ausverkauft. Ihre Single "Boy with Luv" feat. Halsey ist mit 74,6 Millionen Aufrufen, das am häufigsten geschaute YouTube-Video innerhalb von 24 Stunden.
BLACKPINK
Jisoo, Jennie, Rosé und Lisa bilden zusammen die Band BLACKPINK, die 2016 von YG Entertaintment gegründet wurde. Sie ist eine der beliebtesten Girlgroups Asiens. In den amerikanischen Billboard-Charts sind BLACKPINK mittlerweile die erfolgreichste weibliche Band aus Südkorea, ohne jemals international ein Album veröffentlicht zu haben. Das Video ihrer neuesten Single "Kill This Love" hatte nach 24 Stunden schon über 56 Millionen Aufrufe und brach damit den Rekord von Ariana Grande mit "Thank U Next", bevor sie wieder von BTS übertrumpft wurden. An dieser Stelle empfehle ich euch mal in besagten Song reinzuhören und das Video zu schauen. Ich finde das alles zusammen extrem ansprechend und finde den Song persönlich ziemlich gut. Wenn die Tickets mit teilweise bis zu 200€ für einen Stehplatz nicht so absurd teuer wären, würde ich mir die Band tatsächlich auch mal live anschauen.
G-Dragon
Bevor an BTS und BLACKPINK überhaupt gedacht wurde, machte G-Dragon als Leader der Gruppe Big Bang und Solokünstler auf sich aufmerksam und gilt als eines der größten Gesichter im K-Pop. So bekam er von vielen auch den Titel King of K-Pop. Seine Songs schreibt und produziert er größtenteils selbst und hat als einer der ersten Koreaner mit westlichen Künstlern zusammengearbeitet. Durch sein auffälliges Auftreten und Aussehen wurde er von einigen Magazinen sogar als "the millennial Michael Jackson" bezeichnet. Auch mit dem legendären Modeschöpfer Karl Lagerfeld hat er zusammengearbeitet. Auf der Forbes 30 Under 30 Liste wurde er 2016 im Bereich "Asia’s entertainment and sports" an erster Stelle geführt.
Weitere Verwandte
Es gibt noch weitere Musikstile aus anderen Ländern Asiens. J-Pop, also japanische Popmusik, ist in westlichen Ländern allerdings weniger erfolgreich. Dafür ist Japan nach Amerika und vor Deutschland der zweitgrößte Musikmarkt der Welt. So erscheinen Musikalben der K-Pop-Stars gerne auch in japanischer Sprache.
Noch ein kleines Beispiel: Die Band EXO war anfangs eine koreanisch-chinesische Gruppe und zielte darauf ab, koreanische Musik in China populärer zu machen. Die Gruppe teilte sich auf in EXO-M und EXO-K, also einen chinesischen und einen koreanischen Teil. Neue Songs erschienen oft in drei Versionen: auf Koreanisch, auf Chinesisch und eine Kombination aus beidem. Nachdem drei Mitglieder des chinesischen Teils die Band 2014 und 2015 verlassen haben, wurde die Band wieder unter dem Namen EXO zusammengefasst. Dafür existieren nun andere Subgruppen (EXO-CBX), wo nur ein paar Mitglieder zusammen etwas veröffentlichen.
Kleiner Einblick
Die K-Pop-Welt ist jetzt schon riesengroß und steht bei uns gerade erst in den Startlöchern. K-Pop ist mehr als nur Musik. Es ist ein treibender Wirtschaftsfaktor und ein wichtiges Exportgut aus Südkorea, welches wiederum Touristen in das aufstrebende Land lockt. Der rasante Aufstieg wird in den nächsten Jahren sicher weitergehen.
Wie stets um Euch da draußen? Könnt ihr den Hype nachvollziehen und hört die Musik vielleicht selbst? Für Äußerungen und Anmerkungen stehen euch die Kommentare gerne offen.
Weiterlesen:
- Die verrückte Welt des Seoul-Pop (Tagesspiegel)
- BTS tops Billboard 100 list: How K-pop helped Korea improve its economy (The Economic Times)
- Die dunkle Seite des K-Pop (Deutschlandfunk)
- Global Music Report 2019 (IFPI)
- Ausbildung zum Kpop-Idol (Kpop Wiki)
Vielen Dank an Franzi für die Korrekturen und Anmerkungen und an Babsi aus den Kommentaren für die Ergänzung! <3
EXO-K und EXO-M gibt es schon seit 2015 nicht mehr, da drei Member die chinesische Abspaltung verlassen haben und die Band dann zu einer einzigen unter dem Namen EXO zusammengefasst wurde. Dafür gibt es jetzt – wie so oft im KPOP – manche Subgruppen, bei denen nur ein paar Bandmitglieder zusammen etwas rausbringen. Zum Beispiel EXO-CBX, die aus Baekhyun, Chen und Xiumin besteht.
Aber ansonsten ein sehr toller Artikel! ;)
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich habe den Absatz mit EXO entsprechend verändert und hoffe, dass da jetzt alles seine Richtigkeit hat. :)
K-Pop ♥️ den höre ich auch heute noch. Mit Big Bang, SHINee, Super Junior und G-Dragon bin ich groß geworden :)
Das "Genre" ist bisher völlig an mir vorbeigegangen. Aber da man in letzter Zeit ja kaum mehr an dem Thema vorbeikommt, musste ich mich damit einfach mal beschäftigen. :)