Es war über 2(!) Jahre her, dass ich zuletzt ein richtiges Konzert in einem Club fast ohne Einschränkungen oder sonstige Verpflichtungen besucht habe. Against The Current (mit Support von Halflives) haben mit ihrer The Fever Tour diese lange Durststrecke nun zum Glück beendet. Beim Ticketkauf im Januar war ich mir immer noch nicht ganz sicher, ob es stattfinden würde. In den Tagen davor war die Aufregung dann aber entsprechend groß. Wie wird es wohl werden und sich nach so langer Zeit wieder auf einem Konzert anfühlen? Werde ich das überhaupt noch mögen? Fragen über Fragen, die aber nur eine Antwort kennen.
Support von HALFLIVES
Ort des Geschehens war das Uebel & Gefährlich in Hamburg. Die 2G+ Bestimmungen inklusive Passabgleich wurden am Einlass von ganzen vier Mitarbeitern zügig kontrolliert. Durch den Einlassbereich sind alle noch mit Maske gegangen, in der Venue habe ich zumindest im hinteren Bereich dann nur noch vereinzelnd Masken wahrgenommen.
Den Anfang an diesem Abend machten HALFLIVES aus Italien rund um Frontfrau Linda Battilani. Musikalisch schlagen sie in eine ähnliche Kerbe wie ATC. Meine liebsten Songs waren "Valkyrie", welches live ziemlich geballert hat oder "Victim", was ich vom Vibe her sehr cool fand. Hier ist es wieder interessant, wie viel weicher die Songs in der Studioversion auch vom Gesang her klingen und wie viel wuchtiger sie live rüberkommen. Ein sehr guter Auftakt und Anheizer, da man merkte, wie viel Bock die Band hatte live vor Publikum in einem schwitzigen Club zu spielen.
Mit der australischen Pop-Punk-Band Yours Truly war noch eine weitere Vorband eingeplant, um den Abend abzurunden. Leider konnten sie die Shows auf dem europäischen Festland krankheitsbedingt nicht spielen. Falls ihr mal reinhören wollt, hier zwei Tipps: "High Hopes" & "Lights On".
Against The Current
Hier ging es auch von Sekunde eins an zur Sache, was mich an dieser Band schon immer sehr begeistert hat. Während des Sets wird sich nur selten Zeit gelassen und sonst voller Energie und Spielfreude agiert. Ihre neueste EP fever aus dem Juli 2021 unterstreicht diesen Umstand noch einmal. Hier wurde wieder eine deutlich eindringlichere, pop-punkigere Richtung eingeschlagen, die der Band um Energiebündel Chrissy Costanza wahrlich gut steht. Vor allem haben mich auch die Themen und Emotionen der EP, die sich viel mit Mental Health auf direkter Weise auseinandersetzt, total angesprochen.
Vor 5 Jahren habe ich die Band das letzte Mal live gesehen und damals galt dasselbe wie beim diesjährigen Konzert. Der Auftritt war spritzig, Chrissy scheint auf der Bühne einfach nie müde zu werden und das Publikum war wieder so fröhlich durchmischt, dass man im Vorfeld gar nicht hätte sagen können, wofür die mehreren hunderten Menschen an dem Abend anstanden. Drummer Will Ferri war nach überstandener Krankheit auch wieder mit an Bord.
Die EP fever wurde in Gänze gespielt, der Rest bestand aus Hits der schon über 10-jährigen Bandgeschichte (siehe Setlist unten). Neben den EP-Songs habe ich mich an der neueste Single "Wildfire" und "Running With The Wild Things" besonders erfreut. "Gravity" und "Talk" von ihrer allerersten EP waren ebenso mit dabei. "Paralyzed" fehlte da zwar, aber passt schon. Zur Verschnaufpause gab es diesmal eine kleine 2-Songs-Akustik-Session und zwischendurch einen Talk von Chrissy, die sich darüber lustig machte, dass man sich als Bewohner der Stadt Hamburg als Hamburger (macht im Englischen einen Tick mehr Sinn) bezeichnet.
Als Zugabe präsentierten sie mit "Legends Never Die" ihren größten Hit, der in Zusammenarbeit mit dem Computerspiel League of Legends entstanden ist und schon auf der ganz großen Bühne gespielt wurde. Hier waren dann erstmals sehr viele Smartphones zum Mitfilmen in der Luft, die man am sonstigen Abend nur sporadisch erblicken konnte. Ein fließender Übergang leitete mit "weapon" den letzten Song des Abends ein. Für mich der beste Song der EP und ein schöner Closer, der ebenso als Opener funktioniert hätte.
Ein kleines Stückchen Glück
Aufgrund der Absage und des schnellen Sets von Against The Current (80 Minuten), war der Konzertabend leider schon zu früh vorbei. Das Anstehen vor der Location habe ich echt nicht vermisst, aber spätestens als wir dann das erste Getränk in der Hand hielten, spürte ich so etwas wie Lebensglück. Ich musste auch echt ein paar Freudentränen verdrücken, weil das alles so surreal war. Zwei Jahre hatten wir dieses Erlebnis einfach nicht und dass es jetzt wieder möglich ist, scheint mir so unwirklich.
Die eingangs gestellten Fragen möchte ich alle hiermit beantworten: Konzerte sind für mich immer eine absolute Wohltat und daran hat sich auch in den letzten Jahren nichts geändert. Musiker:innen, die auch Bock darauf haben live zu performen, bei ihrer Leidenschaft zu sehen, ist immer ein wahrlich schönes Vergnügen. Bei einer ausgezeichneten Liveband wie Against The Current sowieso. Ein schöner Abend und ich hoffe mal, dass es von nun an so weitergehen kann.
Setlist: Against The Current live im Uebel & Gefährlich, Hamburg (22.04.2022)
- that won’t save us
- again&again
- Running With the Wild Things
- Blood Like Gasoline
- Wildfire
- jump
- Talk
- MakeDamnSure (Taking Back Sunday cover)
- Almost Forgot (Acoustic)
- shatter
- lullaby
- burn it down
- Voices
- Gravity
- Wasteland
– - Legends Never Die (League of Legends feat. Against the Current cover)
- weapon
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