Freitag, der 20. September 2019. Nicht nur der Tag des globalen Klimastreiks, sondern auch der dritte Tag beim Reeperbahn Festival! Gestern schrieb ich noch, dass der Freitag versprach der beste Festivaltag zu werden und so kam es dann auch. Ich habe so viele tolle Bands gesehen und weiß gar nicht wo ich mir dem Erzählen anfangen soll. Heute mit dabei sind: Tusks, Gerard, Billie Marten, AYU, Chef’Special und mehr.
Aussie BBQ & ausgelassene Stimmung
Gehen wir doch einfach wieder chronologisch durch. Meine erste Station war diesmal das Molotow. Ein häufiger Dreh- und Angelpunkt während des Festivals, wo es immer bestens gefüllt ist und sich schon früh lange Schlangen bilden. Keine Wunder, findet ihr mit Club, Backyard und Skybar doch drei nette Locations kompakt an einem Ort. Auch in diesem Jahr fand dort wieder das Aussie BBQ, präsentiert von Sounds Australia statt, wo sich insgesamt 15 australische Acts auf den 3 Bühnen präsentiert haben. Zunächst habe ich mir den fetzigen Pop-Rock von Ali Barter im Club gegeben. Später ging es dann hoch in die Skybar zum Folk-Pop-Duo Winterbourne.
Wer Bock auf gute Stimmung hatte, der war bei Chef’Special am N-Joy Reeperbus genau richtig. Die Formation aus den Niederlanden spielte eine akustische Mischung aus Indie Pop, Hip-Hop und Funk und brachte auch das sonst eher verhaltene Publikum zum Bouncen. Sänger Joshua Nolet testete auch gleich mal das Gerüst und heizte die Menge von weiter oben an. Das Gerüst hielt, Joshua blieb unverletzt und die Menge war glücklich.
An der Hangout Stage von Viva Con Agua (trinkt das Wasser, denn es ist sehr gut!) wartete schon AYU darauf, ein paar Songs zu spielen. Abgesehen von dem etwas merkwürdigen Mikrofon, was mir gestern schon bei Moli aufgefallen ist und dem eher nervigen Laufpublikum, hat mir der Auftritt gut gefallen. Neben ihrer aktuellen Single "Striking Matches", gab es auch "Another Mess, I" und "Throw Roses" zu hören. Ein sehr charmanter Auftritt mit ihrem Trip-Pop und ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht.
Tusks: Immersiv & wunderschön
Das Terrace Hill im fünften Stock des Bunkers Feldstraße stand als nächstes auf meiner Liste. Ein schöner, aufgeräumter Club mit guter Anlage. Der Act auf dem ich mich dieses Jahr am meisten gefreut habe, stand auf dem Plan: die Britin Tusks. Extrem beeindruckend und mit Leichtigkeit mein liebster Auftritt des gesamten Festivals. Ich war gespannt, wie sie ihren oft experimentellen Electronica/Indie-Pop auf die Bühne bringen wird. "Toronto" als Einstieg war perfekt. Es folgten vor allem Songs aus ihrem neuesten Album Avalanche.
Ob "Be Mine", "Avalanche" oder "Dissolve". Diese ruhige klare Stimme, tolles Fingerpicking-Gitarrenspiel, die leisen Momente oder die explosionsartigen Ausbrüche. Alles sehr immersiv und emotional. Gänsehaut und große Liebe! Und wenn Foals schon nicht auftreten konnte, spielte Tusks eben eigenständig ein wunderschönes Cover von "London Thunder", welches ihr auf ihrem ersten Album Dissolve findet. Das Konzert hätte gerne noch eine Stunde weiter gehen können und ich hoffe sehr, sie bald wieder live erleben zu können. Mit dem Auftritt ist sie auf meiner "Meine liebster Künstlerinnen/Künstler"-Liste mittlerweile in den Top 10 angekommen. Fans von Daughter sollten hier unbedingt reinhören!
Keine Party
Für diesen wundervollen Auftritt habe ich sogar Deichkind ausfallen lassen, die spontan "Keine Party" am Millerntor gefeiert haben. Zu jedem anderen Zeitpunkt während des Festivals, hätte ich mir DK angeguckt, so dann leider nicht. Aber eine ausgiebige Tour kommt ja und Festivals werden im Sommer bestimmt auch gespielt.
Einen kleinen Abstecher zu den ANCHOR-Nomniees konnte ich mir auch nicht entgehen lassen. Jurymitglied Arnim von den Beatsteaks wollte "fire" sehen, was er beim kleinen Energiebündel Moyka definitiv bekommen hat. Ihr elektrisierender Elektro-Pop lädt aber auch einfach zum Tanzen ein und es machte total Spaß zu sehen, wie sie über die Bühne gehüpft ist. "Fire" gab es danach auch bei Celeste, die mit ihrer krassen Soul-Stimme im Mojo Club begeisterte. Wie bereits erwähnt, wären die beiden Acts meine Favoriten und ich bin gespannt, wer am Ende den ANCHOR-Award gewinnen wird.
Herzöffnung
Rapper Gerard hat sich bei seiner eigenen Label-Nacht einfach selbst gebucht. Passend zum sechsten Geburtstag seines Albums Blausicht gab es natürlich viele Songs davon zu hören. Ok Kid waren auch da und so konnte er gemeinsam mit Sänger Jonas Schubert seinen Song "Atme die Stadt" feat. Ok Kid performen. "Verschwommen", "Manchmal" "Irgendwas mit rot" und zum Abschluss noch "Lissabon". Als Gerard und "Blausicht"-Fan ging einem da echt das Herz auf. Zum Ende hin meinte Gerard, dass "Blausicht 2" am 20.09.20 erscheinen soll. Auf Facebook schreibt er zudem, dass er sich Zeit lassen möchte, denn er will Blausicht unbedingt toppen. Wir werden uns gedulden!
Zum Abschluss des Tages habe ich mir noch Billie Marten in der St. Pauli Kirche angeschaut. Ich mag es total, dass auch solche Locations mit im RBF-Pool sind und für außergewöhnliche Atmosphären sorgen. Für den ruhigen Singer-Songwriter-Pop von ihr war das der perfekte Ort und ich bin immer wieder erstaunt, wie raumfüllend Musik in der Kirche ins Ohr fließt. Stimmlich traumhaft schön, textlich sowieso und am liebsten hätte ich mich danach direkt mit einem Lächeln ins Bett gelegt. Wirklich schön!
Viel steht am Samstag für mich nicht mehr an. Der wichtigste Programmpunkt für mich wird Aurora im Michel. Danach ist das Reeperbahn Festival 2019 auch leider schon wieder Geschichte.
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