Mit ihrem aktuellen Konzept-Album Drones waren Muse am vergangen Montag zu Gast in der Barclaycard-Arena im schönen Hamburg und hatten ein wahnsinnige Tech-Show, vollautomatisierte Drohnen und eine 360-Grad Bühne im Gepäck. Schon beim Betreten der Halle wusste ich, dass ein Abend der Extraklasse auf mich warten würde. Ich setzte mich bekleidet mit einem schönen Eventshirt und einem Becher Wasser in der Hand an die Seite. Mein Blick fiel auf die monströse Deckenkonstruktion, die mir beim Betrachten der Bühne gar nicht aufgefallen war. Was dort alles an Technik untergebracht war, wurde einem erst im Verlauf des Abends bewusst.
Jack Garratt zum warm werden
Zur Eröffnung des Abends gab es den sympathischen Briten Jack Garratt auf die Ohren. Einige Menschen um mich herum, schauten etwas verwirrt und waren erstaunt, was der Singer-Songwriter und Multi-Instrumentalist da auf der Bühne vollbrachte. Und tatsächlich: Wenn man ihn noch nie zuvor gehört oder gesehen hatte, würde man vielleicht nicht erwarten, dass der etwas schüchtern wirkende Mann hinter der Cap SO etwas auf die Bühne bringt.
Vom Auftreten her erinnerte er mich etwas an Ed Sheeren, wie er da verloren auf der großen Bühne stand. Bewaffnet mit Loop Station, Keyboard und Schlagzeug machte er sich dann ans Werk und lieferte eine halbstündige Performance ab. Als er bei den letzten beiden Songs dann noch seine Gitarre in die Hand nahm und einige klasse Soli hinlegte, klappten die Münder um mich herum noch weiter nach unten. Das bunt gemischte Publikum applaudierte und war begeistert. Die Stimmung war gut aufgelockert und alle warteten sehnsüchtig auf die große Show von Bellamy, Wolstenholme und Howard.
Licht aus, Muse an
Zunächst folgte eine Ansage. Man solle bitte den Blitz seines Smartphones oder seiner Kamera ausschalten, um jeden Besucher das bestmögliche Erlebnis gewährleisten zu können. Sehr löblich und von den meisten Anwesenden auch umgesetzt.
Die Band ließ uns etwas warten, bis um 21:15 endlich das Licht erlosch. Die Menge jubelte und Bellamys sphärische Stimme zum Intro Drones, welches vom Tape gespielt wurde, erklang. Dazu wurden zwölf kugelige und mit LEDs gespickte Drohnen aus der Deckenkonstruktion gelassen. Eine perfekte Inszenierung, die aber eher faszinierend und mal so gar nicht zu dem ernsten Thema passte, welches textlich über das runde Display, oberhalb der Bühne, waberte.
Danach krachte Bellamys Gitarre aus den Boxen und es ging mit Psycho und Reapers erst richtig los. Die politische Message des Albums wurde einem so, direkt am Anfang der Show, ins Ohr gepustet. Matthew tänzelte über die sich drehende Bühne, inmitten der Fans, und setze gekonnt seine Gitarre in Szene. Er ist einfach eine coole Rampensau.
Bei dem dramatischen The 2nd Law: Isolated System störte mich ein wenig das Klatschen der Menge. Der Song lädt zwar dazu ein, im Takt mit zu klatschen, aber ich finde er lebt einfach davon, dass man sich ihm hingibt und es einfach auf sich wirken lässt. Sei es drum.
Zu The Handler erlebte man wohl den visuellen Höhepunkt der Show. Wolstenholme und Bellamy hingen an überdimensionalen Händen, die auf heruntergelassenen Gaze-Vorhängen projiziert wurden. Die Musiker hingen quasi wie Marionetten an den Händen und performten den Song. Howard am Schlagzeug wurde dabei immer wieder von Lichtblitzen erleuchtet. Ein Genuss für die Augen und Ohren.
Die Setlist bot für jeden etwas und war gespickt mit einer Vielzahl von Songs des aktuellen Albums, wobei natürlich diverse Klassiker, wie Bliss, Hysteria und Time Is Running Out nicht fehlten. Einzig Plug in Baby wurde von manchen Fans schmerzlich vermisst, aber das tat dem Ganzen keinen Abbruch. Im Gegenteil. Zeit zum Durchatmen gab es nicht, weder für die Zuschauer noch für Schlagzeuger Dominic Howard. Muse feuerten einen Song nach dem anderen heraus und man war die ganze Show über wie elektrisiert.
Die Drohnen verwandelten sich bei Supermassive Black Hole zu tanzenden Disko-Kugeln, die ihre Formationen flogen. Dies bot zusammen mit der Lichtshow einen wunderbaren Anblick. Bilder und Worte alleine lassen einen aber nicht beschreiben, wie gut das alles wirklich zusammen passte.
Als Schlusspunkt des regulären Sets gab es den neuen Track The Globalist. Bei dem Song flog eine Riesendrohne durch die Halle, welche natürlich alle Blicke auf sich zog. Ich konnte förmlich Bellamys Grinsen hören, weil er wusste, dass auch diese Inszenierung wieder perfekt funktionierte.
You and I must fight for our rights
Nachdem Drones ein weiteres Mal vom Tape gelassen wurde, folgte auch prompt die Zugabe, bestehend aus Mercy und Knights of Cydonia. Zu Mercy zog die Effektkiste nochmal alle Register und feuerte eine große Anzahl an Konfettikanonen ab.
Knights of Cydonia als pompöser Abschluss einer fantastischen Show passte einfach perfekt. Wer es bis jetzt immer noch nicht geschafft hatte, sich von seinem Sitz zu erheben oder mit zu springen, tat es jetzt in jedem Fall. 11000 Fans tanzten, sangen und wurden Augenzeuge einer bombastischen Show. Bellamy legte die Gitarre nieder und die Band verließ unter tosendem Applaus die Bühne. Die Fans der ersten Reihe wurden abgeklatscht (so auch ich, weil ich schnell zum Gitter hinter mir gelaufen bin) und das Spektakel war beendet.
Ein knapp zweistündiger, audiovisueller Orgasmus lag hinter mir und ich verließ überglücklich die Halle. Die 360-Grad Bühne wirkte in Kombination mit der Technik einfach unglaublich gut. Klar hätte man Plug in Baby gerne gehört, aber das Geld für die Karte hat sich definitiv bezahlt gemacht. So eine "größenwahnsinnige" Performance habe ich bisher noch nie erlebt. Die Show selbst, die diversen visuellen Effekte und der laute, druckvolle Sound waren einfach überragend. Danke Muse. Was ein Abend!
Setlist – Muse – 06.06.2016 Hamburg:
- Drones (Intro)
- Psycho
- Reapsers
- Bliss
- Dead Inside
- Map of the Problematique
- The 2nd Law: Isolated System
- The Handler
- Resistance
- Supermassive Black Hole
- Prelude
- Starlight
- Feeling Good
- Munich Jam
- Madness
- [JFK]
- Interlude
- Hysteria
- Time Is Running Out
- Uprising
- The Globalist
- Drones (Outro)
- Mercy
- Knights of Cydonia
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