am 28.09.2018 über Two Finger Records veröffentlicht
Es ist endlich soweit: Der Heimwerkerking und Kliemannsland-Gründer Fynn Kliemann veröffentlicht ein komplettes Musikalbum. Auf nie lernen wir einen ganz anderen Fynn kennen, nicht so hibbelig und voller Witz, wie in seinen Videos. Sondern eine andere, dunklere Seite; mal melancholisch, mal nachdenklich. Er erzählt Geheimnisse aus seinem Leben, die sonst vermutlich nie die Öffentlichkeit erreicht hätten. Man erfährt Geschichten von seiner Familie, er erzählt von seinem Vater. Textlich ist er dabei genauso kreativ, wie in seinen Handwerkertätigkeiten. Sehr vielschichtig und undurchsichtig. Musikalisch dabei ziemlich eingängig und meist locker leicht.
Ich hab das Album jetzt schon vermutlich so oft gehört, wie kein anderes Album, welches dieses Jahr erschienen ist. Es lief in den letzten Tagen wirklich in Dauerschleife und ich wurde nicht müde den Werken zu lauschen. Im Gegensatz zu den ersten Demos (höre Podcast) klingt das Album zwar deutlich poppiger und glatter und damit nicht so beatlastig, aber das steht ihm sehr gut. Die Musik kann sich schön entfalten und Fynn kann mit seiner krassen Stimme Emotionen hervorlocken. Mit "Zuhause" konnte er so seine Zuhörer zum Weinen bringen. So viel Herz in einem Song! Spätestens bei der Zeile "Ich wollt dir nur sagen – Ich komm gern nach hause" brachen bei mir alle Dämme. Ein wunderschönes Liebeslied an seine Freundin Franzi, ohne die Fynn sicher nicht so funktionieren würde, wie er es heute tut.
Auf dem Album zeigt sich Fynn zudem sehr experimentierfreudig und detailverliebt. Es gibt viele Instrumente zu hören und in jeder Nische finden sich kleine Spielereien. Am meisten fasziniert mich bisher "Der Mann und das Meer". Bei dem Stück passt einfach alles: Das Akkordeon, der tiefe Beat, dieser schwer zu entschlüsselnde Text, Fynns Stimme. Er schafft es einfach sehr leicht mit Zeilen wie "Jetzt sitzen wir mit’m Dosenbier in Sardinien auf’m Dach" auf "Sardinien" tolle Atmosphären und Bilder im Kopf zu erzeugen. "Bis Seattle" erzählt von dem Hinterhereifern nach Dingen in schlaflosen Nächten und melancholischen Phasen. Für mich auch eines der großen Highlights. "Dunkelblau" könnte von seinem Vater erzählen, den er in einer Form an den Alkohol verloren hat und ihm somit in jungen Jahren eine Identifikationsfigur fehlte. Mehr möchte ich euch nicht verraten. Hört rein und genießt es!
nie wieder in physischer Form erhältlich
nie wird am 28.09. in digitaler Form erhältlich sein. Wer eine physische Variante in den Händen halten möchte, sollte sich ranhalten. Die physische Version gab es nur bis zum 28.09. und danach nie wieder. Das Album wird nur so oft gepresst und gebrannt, wie es Vorbestellungen gibt. Fynn hat auch einen Labelvertrag abgelehnt und veröffentlicht sein Album in Eigenregie!
Bis vor einer Woche hatte er schon über 70.000 Bestellungen. Am Ende gab es knapp über 80.000 Bestellungen! Damit könnte er locker die 1 der Charts erreichen, aber das will er gar nicht und so kommt der extra Euro pro Stück der Qualität des Albums zu Gute. Nur das teuerste Material, sinnvoller Box-Inhalt und insgesamt viel, viel Liebe. Ein 32-seitiges Booklet bei der CD zum Beispiel. Wo bekommt man das heutzutage noch? Und für 12€ ist die auch noch ein Schnapper. Alle Bestellmöglichkeiten findet ihr auf Auf nie-bestellen.de findet ihr ab jetzt nur noch digitale Bestellmöglichkeiten, wo ihr auch noch diverse weitere Hintergrundinformationen bekommt. Haltet euch ran! Es ist physisch nicht mehr erhältlich. nie wieder.
nie live
Fynn will übrigens nie live spielen. Das kann man natürlich in beide Richtungen deuten, momentan stehen aber die Zeichen gegen eine Tour. Er hat u. a. die Befürchtung die Songs und Gefühle nicht so transportieren zu können, wie sie gedacht sind. Schade eigentlich, aber mehr als verständlich!
nie Fazit
Man lernt den Spaßvogel mal von einer anderen, ernsthafteren Seite kennen und genau das ist es, was das Album für mich so gut und wertvoll macht. Diese gnadenlose Ehrlichkeit und der ausgefeilte Umgang mit der Musik setzt dem Ganzen die Krone auf. Das Album ist für mich ganz groß und mir gefallen fast alle Tracks zu 100%. Man wird abgeholt und spürt zu jedem Zeitpunkt, wie wichtig dieses Album für ihn ist. Fynn Kliemann ist mit seinem Album nie damit der nächste heiße Kandidat für eine Spitzenposition meiner Top 10 Alben des Jahres 2018.
Tracklist: Fynn Kliemann – nie
- Morgen
- Bis Seattle
- Dunkelblau
- Zuhause
- Bau Mich Auseinander
- Kieztränen
- Dieses Leben
- Sardinien
- Jede Wetter
- Immer Nur Da
- Der Mann Und Das Meer
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