In dieser Woche startete mit The Batman eine weitere Verfilmung rund um den dunklen Rächer Gotham Citys in den Kinos. Gespielt von Robert Pattinson bekommt es Batman mit seiner Vergangenheit und den vielen Rätseln des Riddlers zu tun. Eingefangen in düstere, meisterhafte Bilder, unterlegt mit einem beunruhigenden Score. Bei fast 3 Stunden Lauflänge solltet ihr etwas mehr Zeit als üblich mitbringen und eher einen atmosphärischen Detektivthriller und keinen Hochglanz-Superheldenfilm erwarten. The Batman ist über weite Strecken in Dunkelheit gehüllt, es regnet den ganzen Tag und auch zum Lachen findet ihr hier nichts. Ein Kinobesuch lohnt sich aber allemal und ich bin immer noch schwer begeistert.
Batman im zweiten Jahr
Der noch junge Bruce Wayne befindet sich erst in seinem zweiten Jahr als Batman. Das macht ein Tagebuch deutlich, aus dem wir im Film per Voiceover zu hören bekommen. An Halloween taucht plötzlich ein Serienmörder auf, der sich selbst der "Riddler" nennt (oder einfach so bezeichnet wird?) und Batman von einem Rätsel zum nächsten führt. Gemeinsam mit Lieutenant James Gorden geht Batman auf Spurensuche in die dunkelsten Ecken von Gotham City und trifft dabei auf seine Vergangenheit. Soweit zum Plot, den man eigentlich nicht weiter ausführen muss.
Wenn man das detektivische von Filmen wie "Sieben", den Film-Noir-Stil wie zum Beispiel von "Taxi Driver" und die Figur Batman in einen Mixer steckt, erhält man für mich The Batman. Viele haben auch "Zodiac – Die Spur des Killers" genannt, den habe ich bisher nur leider noch nie gesehen. Er ist deshalb auch kein Superheldenfilm, sondern eher Detektivthriller. Dafür wird viel wert auf die Atmosphäre gelegt und dieses düstere Gotham lies sich noch nie so gut erleben, wie in diesem Film. Actionszenen werden nur sehr dosiert eingesetzt, dafür immer gekonnt und erinnerungswürdig. Vor allem die Verfolgungsjagd hat mich mit offenem Mund zurückgelassen. Das war insgesamt die beste Actionszene des Films und mich würde stark interessieren, wie sie die Szene gedreht haben.
Stellenweise wird der Film aber auch ruhig und hält mit der Kamera mal länger auf Gesichter, um die Gedanken und psychischen (Ab-)Gründe der Figuren erfahrbar zu machen. Hinten raus hatte er mir ein bisschen zu viel Länge. Um das abschließend beurteilen zu können, müsste ich mir den am besten noch ein weiteres Mal ansehen.
Technisch eindrucksvoll
Regie führte Matt Reeves, der sich für zwei Filme der letzten Planet der Affen-Trilogie verantwortlich zeichnete. Im Blockbuster-Bereich also ein Mann, dem man vertrauen kann. Die Dialoge hatten ihren Reiz, die drei Stunden wurden immer gut gefüllt und fühlten sich nie zu langatmig an. Die Kameraarbeit stammt von Greig Fraser, den ich auch schon bei Dune in den höchsten Himmel gelobt habe. Diesmal mit weniger klaren und weiten Shots, dafür alles sehr nah dran, sehr beengend und mit insgesamt ungewohnt viel Tiefenschärfe bzw. Unschärfe, die unseren Blick auf gewisse Details konzentrieren lässt. Dadurch bekommen ein paar Einstellungen einen Horror-artigen Touch, auch wenn sich durch die FSK 12 Freigabe vieles bei euch im Kopf abspielt.
Interessant ist auch, dass die aus The Mandalorian (auch hier hat Fraser als Kameramann mitgewirkt) bekannte StageCraft-Technologie ebenfalls in The Batman verwendet wurde. Während es mir bei den Star-Wars-Serien schon das ein oder andere Mal aufgefallen ist, verschwimmen die Grenzen in The Batman zwischen visuellen Effekten und echten Sets aber so gut, dass es alles schlichtweg atemberaubend und passend aussieht.
Das Sounddesign ist noch so ein Hauptgrund für den Kinobesuch. Wenn zum ersten Mal das Batmobil auftaucht, garantiere ich euch einen Schauer, der über eure Körper läuft. Die Schläge in den Actionszenen hatten die nötige Wucht, um die gezeigten Bilder zu unterstützen und selbst so Details wie das Abrollen eines Klebebands krochen so unangenehm ins Gehör. Und zum Score von Michael Giacchino, der euch schon von der Eröffnungsszene in den Bann zieht, muss ich gar nicht viele Worte verlieren. Das müsst ihr hören und erleben.
Casting on point
Nach all den Filmen, die Robert Pattinson in den letzten Jahren gemacht hat, sollten nun auch die Letzten verstanden haben, dass er ein versierter Schauspieler ist. Als noch unsicherer Batman verschwindet er in den Schatten Gothams und seiner finsteren Psyche. Mal nicht als Playboy, sondern angelehnt an Kurt Cobain als kaputter und orientierungsloser Batman war das eine gelungene Darstellung.
Selina Kyle alias Catwoman wurde durch Zoë Kravitz vielleicht noch nie besser porträtiert. Ihr Story Arc fühlte sich im Film stellenweise gehetzt an, aber ihre Interpretation und Darstellung passte für mich wunderbar. Paul Dano als Riddler ist ein absoluter Psychopath. Dank der Make-Up-Abteilung verschwindet Colin Farrell glatt in seiner Rolle als Pinguin. John Turturro als Carmine Falcone fand ich anfangs irritierend, aber wenn man sich die Comic-Vorlagen anschaut, ist auch das eine gute Wahl. Nur seine Figur blieb für mich etwas zu blass.
Kinobesuch lohnt sich
Ich kann mir vorstellen, dass manche etwas "enttäuscht" sind, weil sie einen Popcorn-Blockbuster erwartet haben, der hier aber nur bedingt geboten wird. Als ich im Kino war, saß im Kinosaal auch ein Vater mit seinem vielleicht 12 Jahre alten Sohn. Ich kann mir vorstellen, dass der Junge die Comics gelesen hat und in den Actionszenen war er auch voll dabei. Bin aber auch der Meinung, dass er den Film in den tieferen Ebenen gar nicht richtig (be-)greifen konnte. Auch hat der Film eben viele ruhige Momente. Daher bin ich gespannt, wie der Film beim Publikum ankommt und wie er im Vergleich an der Kasse abschneidet. Weitere Kinofilme und Spin-Off-Serien (eine Serie rund um den Pinguin ist bereits bestätigt) könnten/werden folgen.
Falls ihr Bock auf Batman habt und euch auf eine dunkle Detektivstory einlassen könnt, solltet ihr euch diesen Film nicht im Kino entgehen lassen. Die Bilder und der Sound wirken zuhause höchstens halb so gut. Beim Hören des Scores sind mir heute direkt wieder Bilder durch den Kopf geschossen (die Szene mit der Leuchtfackel die auch sehr symbolisch ist, die Unterhaltung von Batman und Catwoman auf dem Dach, die Verfolgungsjagd auf dem Highway), die ihr einfach im Kino erlebt haben müsst. Und Kinobesuche sind sowieso immer etwas schönes.
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