Es ist für mich das Kinoerlebnis des Jahres: DUNE. Auf keinen Film habe ich mich in den letzten Jahren so sehr gefreut, wie auf dieses Science-Fiction-Epos. Anfang des Jahres habe ich endlich das zugrundeliegende Buch Der Wüstenplanet von Frank Herbert beendet und bin hin und weg. Regisseur Denis Villeneuve stand vor einer Mammutaufgabe, um sich seinen Jugendtraum zu erfüllen. Zur Verfügung stand ihm ein versiertes Team und ein Cast, der auch in den kleineren Nebenrollen quasi perfekt besetzt ist. Dadurch werden Bilder auf die Leinwand gezaubert, die man nur alle paar Jahre in der Größe mal im Kino bestaunen kann. Wer das Kino und Film liebt, muss dieses audiovisuelle Spektakel auf einer großen Leinwand gesehen erlebt haben. Geht ins Kino!
Die Geschichte (Achtung: kleine Spoiler)
Paul Atreides (Timothee Chalamet) siedelt gemeinsam mit seinem Vater Herzog Leto (Oscar Isaac), seiner Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und dem gesamten Hauststand des Adelshauses Atreides auf den Planeten Arrakis um, der auch als Dune bekannt ist. Dort sollen die Atreides sicherstellen, dass das Spice, eine Droge, die intergalaktische Reisen erst möglich macht und nur auf Arrakis zu finden ist, weiter abgebaut wird. Doch die Reise nach Arrakis entpuppt sich als Falle, die Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård) den Atreides gemeinsam mit dem Herrscher des galaktischen Imperiums gestellt hat. Paul muss gemeinsam mit seiner Mutter in die endlosen Wüsten von Dune fliehen, wo er auf die geheimnisvollen Fremen um deren Anführer Stilgar (Javier Bardem) trifft, ein nomadisches Wüstenvolk, das auf die Ankunft eines prophezeiten Erlösers wartet…
Vor allem die Themenvielfalt und die Einflüsse unterschiedlichster Kulturen (vor allem aus dem arabischen Raum) haben mich beim Lesen des Buches sehr in den Bann gezogen. Der Stoff bietet einfach so viel Projektionsfläche. Es geht um Kolonisation, die Ausbeutung von Ressourcen, das Verhältnis von Politik und Religion, Gier, weibliche Macht, Ökologie, der Umgang mit Wasser und Rohstoffen, Identitätsfindung, soziologische Themen, Philosophie und wie unsere Gesellschaft in feudalen Machtstrukturen funktioniert, wenn wir nicht mehr auf Computer zurückgreifen können. Einige der Dinge, die Frank Herbert in seinem Buch aufgreift, sind heute vielleicht noch aktueller als zum Zeitpunkt des Erscheinens vor über 55 Jahren.
Ein Visionär unserer Zeit
Das Buch von Frank Herbert (von 1965) galt immer als unverfilmbar. Der chilenische Regisseur Alejandro Jodorowsky scheiterte Mitte der siebziger Jahre an der Größe und dem Wahnwitz seiner Interpretation (und hatte damit unfreiwillig Einfluss auf das Entstehen von Alien, Blade Runner oder auch Star Wars). David Lynch lieferte dann 1984 eine Version ab, wo das Produktionsstudio zu sehr ihre Griffel im Spiel hatte. Daraus ergab sich ein zusammengestauchter Film, der qualitativ der Vorlage nicht gerecht wurde.
Denis Villeneuve ist für mich einer der besten Regisseure unserer Zeit und hat mit Filmen wie Blade Runner 2049 und Arrival gezeigt, dass er Science-Fiction, große Bilder und einsaugende Atmosphäre einfach kann. Schon im Jugendalter malte er sich auch aus, wie einzelne Szenen im Film aussehen könnten. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass sich Villeneuve zum Glück dafür entschieden hat, das Buch in zwei Teilen zu verfilmen. In den 155 Minuten (die wie im Flug vergehen) des 165 Millionen US-Dollar teuren Blockbusters bekommt ihr also nur den ersten Teil der Reise zu sehen und nicht wenige waren am Ende etwas enttäuscht, dass es nicht weiterging. Aber wenn das das einzige größere Negativargument bleibt, hat der Film alles richtig gemacht.
Eine Wucht
"Mein Planet Arrakis ist so schön, wenn die Sonne tief steht." Schon der Einstieg in diesen Film ist schlichtweg wundervoll. Nach dem einleitenden Prolog wusste ich schon: Hier erwartet mich eine ganz große Reise. Es ist ein SciFi-Blockbuster, der trotz seiner irrsinnigen Größe der Bilder ungemein intim wirkt. Villeneuve und sein Kameramann Greig Fraser spielen hier immer wieder mit dem Kontrast aus Schauspiel und der schieren Größe der Welt und der Sets. Alles wirkt echt, was sicher auch damit zu tun hat, dass die Szenen auf Arrakis in der Wüste gedreht wurden und die Sets in den Innenräumen vermutlich auch alle so existieren.
Audiovisuell erschlägt einen der Film förmlich. Die Bilder sind groß, sandgeschliffen und passend minimalistisch. Wenn Paul zum ersten Mal das Spice und den Sand in seiner Hand spürt, möchte ich am liebsten direkt zugreifen. Auch der Shot mit der Wüstenmaus erzählt in den wenigen Sekunden so viel über die Welt von Arrakis. Hans Zimmer (ebenfalls ein großer Fan der Buchvorlage) legt darunter einen sphärischen Klangteppich, der einen immer weiter ins Geschehen zieht und für Gänsehautmomente sorgt.
Die Charaktere erklären sich gegenseitig die Welt und manche Dinge muss man sich aus den präsentierten Bildern selbst aus dem Zusammenhang erschließen. Dabei fühlt sich alles sehr organisch und passend an. Von der Exposition her allen gerecht zu werden, war sicher eine der Herausforderungen. Auch das Tempo fand ich quasi perfekt für diesen Film. So habe ich in Reviews schon von zu viel und von zu wenig Tempo gelesen, was ich spannend finde. Der Film muss schon vieles abhandeln, aber es bleibt einem auch immer Luft zum Atem, da die einzelnen Szenen sich Zeit nehmen, um Dinge auf sich wirken zu lassen.
Ein Cast zum Niederknien
Timothée Chalamet (der Typ ist einfach pures Gold) als Paul Atreides trägt diesen Film, gemeinsam mit Rebecca Ferguson als Lady Jessica, eine Bene Gesserit (eine Schwesternschaft, zu der es auch eine Serie geben soll) und seiner Mutter. Bei den beiden ist immer wieder spannend zu sehen, wie viel in den Blicken und Gesichtsausdrücken passiert und wie viel sich alleine daraus ableiten lässt. Javier Bardem spielt den Fremen-Anführer Stilgar und die Szenen, in denen er zu sehen ist, hinterlässt er bleibenden Eindruck. Jason Momoa als Duncan Idaho ist einer der besten Kämpfer des Universums und trotz des Typecastings, ist dieser Mann für diese Rolle einfach gemacht.
Zendaya als Chani war aufgrund der Story bisher noch nicht im Fokus, ist während des Films aber immer mal wieder zu sehen. Sie muss sich nur umdrehen und in die Kamera lächeln, damit mir das Herz aufgeht. Ihr Blick ist einfach der Wahnsinn. In Dune: Part Two wird sie dann auch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die restliche Besetzungsliste lässt sich ebenfalls sehen und ich will hier nicht den Rahmen sprengen.
Völlige Begeisterung
Nach dem Intro eröffnet der Film mit "Dune: Part One". Am Ende wird klar: Hier muss mindestens ein zweiter Teil kommen, der die losen Enden weitererzählt. Das Ende des Film könnte sich auch erst einmal etwas willkürlich anfühlen, wobei eine Figur eine extrem wichtige Entwicklung durchmacht und es auch im Buch ein natürlicher Bruch ist, der mit einem kleinen Zeitsprung versehen ist.
800.000 Kinogänger:innen hat der Film in Deutschland bisher mobilisiert. Wollen wir hoffen, dass der Film auch in Amerika und China erfolgreich läuft (Starttermin merkwürdigerweise dort erst am 22.10.). Für einen zweiten Teil wurde zwar noch kein grünes Licht gegeben. Bei den momentanen internationalen Zahlen und der Resonanz kann ich mir aber nur schwer vorstellen, dass hier kein zweiter Teil folgt. Villeneuve träumt auch schon von einer Trilogie, indem er das zweite Buch ebenfalls noch auf die Leinwand bringt. Meinetwegen könnte man den ganzen Zyklus in der Qualität erzählen.
Ich würde gerne stundenlang über den Film und all dem Drumherum philosophieren. Wie auch mir geht es vielen anderen da draußen, die so ein wenig "Aufbruchstimmung" verspüren, dass man hier mit DUNE etwas ähnliches erleben könnte, wie vor 20 Jahren mit Herr der Ringe (für mich die beste Trilogie aller Zeiten). Aus der Welt will ich noch so viel mehr sehen und ich werde mich jetzt erstmal ans zweite Buch machen. Der Film ist eines dieser Meisterwerke, auf das ich mich nun schon sehr lange gefreut habe und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Meine hohen Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Um meinen Appell vom Anfang noch einmal zu wiederholen: Schaut euch diesen Film unbedingt im Kino an. "Das ist erst der Anfang". 5/5
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