Es war wieder soweit. Das Reeperbahn Festival 2018 versetzte Hamburg in den Ausnahmezustand und bot gut 600 Konzerte in unzähligen Locations. Nachdem ich letztes Jahr so viele positive Eindrücke vom Reeperbahn Festival sammeln konnte, war klar, dass ich wieder hin musste. Aus diversen Umständen konnte ich leider nur am Freitag teilnehmen, aber hatte dafür wieder eine tolle Festival-Experience mit vielen tollen Bands und Menschen. Gesehen habe ich: Muse, Bishop Briggs, Dizzy, Cat Clyde, King Princess, Lxandra, FRUM.
Eine Entscheidung
Dabei hat der Tag denkbar schlecht begonnen. Für die Strecke Cuxhaven – Hamburg habe ich mit dem Zug anstatt 1:50 Std. rekordverdächtige 5 Stunden gebraucht! Die Laune war entsprechend im Keller, sollte sich bei den ersten Auftritten aber wieder drastisch bessern. Erstmal galt es eine Entscheidung zu treffen: Ein paar mehr Konzerte sehen oder den Abend in der Schlange vorm Docks verbringen und weitere Stunden auszuharren, für keine geringeren als Muse! Die britische Band waren der diesjährige Very Special Guest bei der Warner Night und so standen morgens um 10 Uhr die ersten in der Schlange. Um einen einigermaßen vernünftigen Platz zu bekommen, hätte man sich vermutlich schon mindestens 3 Stunden vor Beginn anstellen müssen. Meinen allergrößten Respekt an alle die es auf sich genommen haben und entsprechend belohnt wurden.
Von Musen und Muse
Für mich war die erste Station der N-Joy Reeperbus mit FRUM und danach Lxandra. Dieser steht auf dem Spielbudenplatz und kann auch von jedem ohne Festivalticket besucht werden. Dort spielen Künstler, die sowieso einen Festivalauftritt haben meist 3 Songs aus ihrem Repertoire. Da ich Lxandra aus genannten Gründe ja verpasst habe, passte das natürlich perfekt. Musikalisch wurde alles auf Keyboard und Bass reduziert, was ihre Stimme noch einmal mehr in Szene setzte, die stellenweise sogar sehr an die große Adele erinnert. Ich kann euch nur empfehlen mal in "Dig Deep" reinzuhören!
King Princess. Der erste Pflichttermin führte mich ins Gruenspan. Wer auf dem neuen Label Zelig Records von Mark Ronson (Lady Gaga, Adele, Bruno Mars) zuhause ist, Gitarre, Schlagzeug, Klavier spielen und singen kann und dabei erst 19 Jahre jung ist, muss so einiges auf dem Kasten haben. Dabei gilt Mikaela Straus als große Singer-Songwriter Hoffnung, die ihre Geschichten in modernes Pop-Gewand kleidet. Angefangen hat alles mit "1950", eine Hommage an die LBGTQ-Community, der bei Spotify mittlerweile 135 Millionen Mal gespielt wurde. Ihr Auftritt hat mir unglaublich gut gefallen, da sie einfach "cute af" ist und mit einer Lockerheit und Coolness ihre Songs gespielt hat, als wäre sie schon 20 Jahre im Geschäft.
Cat Clyde. Bin ich durch Zufall drauf gestoßen, da das Reeperbahn-Festival sie als Programm-Perle bei Facebook verlinkt hatte. So war die kleine Aula des Hamburger Schulmuseums nach kurzer Zeit gefüllt und es herrschte Einlassstop. Bewaffnet mit Akustikgitarre und einer butterweichen Stimme, spielte sie sich durch ihr Programm. Auch wenn ich sie gerne mit ein paar weiteren Musikern gesehen hätte, um ihren Sound komplett abzudecken, war es dennoch sehr sehr schön. Irgendwie aus der Zeit gefallen und man war plötzlich an anderen Orten.
Dizzy. Mit ihrem träumerischen Klang füllten Dizzy die schöne Nochtwache. Dabei haben sie einen mit ihrer Musik in genau diesen Zustand versetzt. "Swim" ist dafür aber auch prädestiniert, um einen einfach mal wegträumen zu lassen, bevor man durch die kalte Abendluft zum nächsten Club schlenderte.
Bishop Briggs. Was ein Energiebündel. Schon nach den ersten Takten wusste man, dass es ein ziemlich heißes Konzert werden würde. Auf sie aufmerksam machte mich Sängerin P!NK, die ihren Song "River" bei einem Konzert in Berlin coverte. Dieser wurde natürlich an dem Abend auch gespielt, neben vielen anderen Songs ihrer gleichnamigen EP und dem Debütalbum Church of Scars. Dabei agierte Bishop Briggs fast wie eine MMA-Kämpferin, fegte über die Bühne und war unglaublich glücklich beim RBF spielen zu dürfen. Der Auftritt hatte es echt in sich, mit ihrer Genre-Mischung und immer diesem düsteren Unterton, der perfekt zu ihrer energiegeladenen Stimme passt. Starker Auftritt!
Muse. Wäre das alles nicht schon genug gewesen, bin ich flott Richtung Docks und hatte noch Glück. So konnte ich ohne großes Anstehen zumindest die letzten drei Songs (Mercy, Uprising, Knights of Cydonia) von Muse noch miterleben und was gibt es schöneres, als mit "Knights Of Cydonia" in die Nacht entlassen zu werden? Was ich so von Bekannten gehört habe, war es die lange Warterei absolut wert. Vom neuen Album gab es 3 Songs zu hören, ansonsten eine Best-Of-Show ihrer Werke. Muse im Docks Hamburg, ein Ereignis für die Ewigkeit. Dennoch steht ihnen der Bombast in großen Hallen mit entsprechenden Visuals irgendwie besser.
Tolles Festival
Mit einem kleinen Bierchen trudelte der Abend aus und ich war froh, irgendwann in der Nacht wieder im Bett zu liegen. Ich mag das Reeperbahn Festival einfach, weil es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt und wer weiß, vielleicht erlebt man den nächsten Ed Sheeran schon in seinen Anfängen in kleinem Rahmen. Nächstes Jahr bin ich gerne wieder dabei. Vielleicht ja auch mal alle 4 Tage und sofern ich meinen Wohnsitz noch nicht Richtung Hamburg verlagern konnte, werde ich mich rechtzeitig um Übernachtungsmöglichkeiten bemühen. See ya there!
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