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Phoebe Bridgers © Frank Ockenfels

Gegen die Einsamkeit: Phoebe Bridgers – Punisher

am 18.06.2020 über Dead Oceans veröffentlicht

Während der letzten Monate hatte ich mal wieder eine neue Lieblingsmusikerin: die 26-Jährige Indie-Singer-Songwriterin Phoebe Bridgers. Nachdem ich mich endlich mal mit einigen ihrer Songs beschäftigt habe, hörte ich wochenlang nichts anderes mehr. Tiefsinniger Scharfsinn im Songwriting trifft hier auf eine wunderschöne, ruhige Stimme und fein-nuancierte Produktionen. Sie schafft es innerhalb weniger Textzeilen ganze Welten zu erschaffen und kommentiert dabei Situationen und Gefühle, aber in sehr subtiler Art und Weise. Ihre Texte erscheinen dabei oft bittersüß, nahbar, poetisch. Oft melancholisch, verträumt, aber immer mit einer Prise schwarzen Humors. Ich bin total entzückt, verzaubert und <3.

Jedes Jahr ein neues Album

Phoebe Bridgers ist eine umtriebige Musikerin. Ihr Erstlingswerk Stranger in the Alps brachte ihr 2017 weitreichende Anerkennung in der Indieszene. Es folgte ein gemeinsamer Song mit Matt Berninger (The National), ein Feature auf dem fantastischen, wenn auch todtraurigen Song "The Night We Met" von Lord Huron, das Musikprojekt boygenius mit Lucy Dacus und Julien Baker und ein Album mit Conor Oberst (Bright Eyes) als Better Oblivion Community Center.

boygenius: NPR Music Tiny Desk Concert

Ihr zweites Album ist im Juni erschienen und heißt Punisher. Lyrisch ist sie nochmal gereifter, noch cleverer und auch ihr musikalischer Stil ist vielschichtiger, ohne dass sie die Eigenheiten des Debütalbums aufgibt. Für mich ist es die Summe ihres bisherigen Schaffens.

Eine andere Art von Traurigkeit

Phoebe Bridgers löst in mir oft eine andere Art von Traurigkeit aus. Emotionen, die zwar traurig scheinen und doch eine Spur Hoffnung in sich tragen. Melancholisch und doch mit diesem Funken Zuversicht. Irgendwie süchtig machend. Schwer zu greifen, aber wenn ihr sie euch anhört, wisst ihr vielleicht, was ich meine.

Phoebe Bridgers - Kyoto (Official Video)

"Garden Song" legt den ersten ruhigen Grundstein für das Album. Ein erstes eindeutiges Highlight ist für mich vor allem "Kyoto", der allein von seinem Tempo her schon aus dem restlichen Album hervorsticht. In ersten Demos war der Song nämlich deutlich ruhiger und langsamer. "Chinese Satellite" ist für mich direkt ein weiteres Highlight.

I have no faith — and that’s what it’s about. [..] If I’m being honest, this song is about turning 11 and not getting a letter from Hogwarts, just realizing that nobody’s going to save me from my life, nobody’s going to wake me up and be like, “Hey, just kidding. Actually, it’s really a lot more special than this, and you’re special.”

Phoebe Bridgers über "Chinese Satellite" (via AppleMusic)

In "Graceland Too" erzählt Phoebe Bridgers von einer Person, die nicht länger eine Gefahr für sich und andere darstellt und das Leben genießt; davon läuft, ohne zu wissen, was vor ihr liegt. Die Geschichte erinnert etwas an Julien Baker, die gemeinsam mit Lucy Dacus ebenfalls auf dem Song zu hören und somit das Trio boygenius wieder vereint ist. "I Know The End" bietet ein fulminantes und apokalyptisches Finale, wo am Ende wirklich alle Dämme brechen. Hallelujah.

50on50: Phoebe Bridgers "Halloween" Live at the Los Angeles Memorial Coliseum

Ihr merkt schon, dass Punisher für mich ein Album voller Highlights ist und auch die andere fünf bzw. sechs Songs sind eine musikalische Wohltat. Vor allem jetzt, während der Corona-Zeit, ist es für mich ein Album gegen das Gefühl der Einsamkeit. Phoebe Bridgers ist eine Singer-Songwriterin, die in den nächsten Jahren sicher weiter wundervolle Musik schreibt und die man als Fan dieser Musikrichtung im Ohr behalten sollte.

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du den Artikel teilst oder kommentierst! <3

Veröffentlicht inMusikReviews

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