Clubkonzerte von Künstler:innen, die normalerweise die großen Hallen füllen, sind immer etwas besonderes. So habe ich mich über ein halbes Jahr wie ein kleines Kind an Weihnachten gefreut, dass ich Karten für die Alles war schön und nichts tat weh Clubtour von Casper im Uebel & Gefährlich in Hamburg ergattern konnte. Ihr wisst, dieser Künstler bedeutet mir die Welt und er hat sowas von abgeliefert. Dieser Konzertabend war absolut überwältigend. Eine perfekte Setlist, eine überkochende Stimmung und am Ende nur glückliche Gesichter.
Support von "Verifiziert"
Casper hat auf seinen Tourneen immer ausgewählte Support-Acts mit dabei. Diesmal haben drei Nachwuchskünstler:innen die Chance bekommen. Bei den ersten Terminen war es Edwin Rosen ("Vertigo"), danach Paula Hartmann ("Truman Show Boot") und ab Hamburg Verifiziert. Gemeinsam mit ihrem DJ und Produzenten hat sie ein paar ihrer Songs gespielt. "Schlaflos" hat mir vom Vibe her am besten gefallen. Sie hat erst vor einem Jahr überhaupt angefangen Musik zu machen und wollte eigentlich nie live performen, wurde aber letztlich doch überredet.
Casper – Erste Hamburg Show nach über 2,5 Jahren
Die Umbaupause dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Dafür war auch hier die Playlist echt spaßig. Zu "good 4 u" von Olivia Rodrigo wurde schon einmal lauter gedreht. "Teenage Dirtbag" von Wheatus motivierte die wartende Menge dann ihre Stimmbänder aufzuwärmen. Spätestens nach dem "Flying Theme" von John Williams aus dem Soundtrack zum Film E.T. – Der Außerirdische wusste man, dass es gleich losgehen wird. Punkt 21 Uhr gingen die Lichter aus und nach einem weiteren kleinen Intro ging es richtig los.
Wenn man ein Set schon mit "Alles war schön und nichts tat", "Im Ascheregen" und "Auf und davon", jeweils ein großer Hit der jeweiligen Platte, beginnen kann und hinten raus immer noch mehr als genug Material hat, merkt man schon, wie fantastisch die Diskographie von Casper eigentlich ist. Neben ihm betraten gleich 6 Musiker:innen die mit ein paar Blumen geschmückte kleine Bühne, um den Sound bestmöglich abzubilden. Klappte insgesamt gut, manchmal etwas matschig, aber in so einem Club ist das zu verzeihen.
Die Stimmung war von der ersten Sekunde an gigantisch, wie es sich für ein Clubkonzert gehört. Von vorne nach hinten, von links nach rechts hat man durchweg mitsingendes und tanzendes Publikum erlebt. Ich musste anfangs auch erstmal ein paar Überwältigungs-Tränen verdrücken. Auch Casper wirkte an dem Abend überglücklich nach über 2,5 Jahren wieder ein Show in Hamburg spielen zu können.
"So perfekt" war die Setlist
Die Setlist (findet ihr komplett weiter unten) ließ für mich keine Wünsche übrig. Vor allem habe ich mich sehr über die fünf Songs der Hinterland Platte (für mich immer noch sein bestes Werk) gefreut. Bis auf "Wo warst Du?" (das bei einigen Konzerten dabei war) und "Euphoria" von dem nur das Intro übrig blieb, wurde das neue Album Alles war schön und nichts tat weh in voller Länge gespielt. Mit "Adrenalin" und "Supernova" schafften es auch zwei Songs aus dem gemeinsamen Projekt mit Marteria mit ins Programm, die sehr abgefeiert wurden.
Die Feature-Parts wurden vom Band gespielt ("Mieses Leben / Wolken", "TNT") oder selber performt ("Ganz schön okay"). Gesprungen wurde zu fast jedem Song, außer zu den ruhigen Stücken, wo man andächtig da stand, die Arme schwenkte oder mitklatschte. Das volle Programm eben, inklusive in Deckung gehen bei "Sirenen". Zwischendrin gab es auch eine kleine Selbsthilfegruppe zu der ausgewählte Personen etwas reinrufen durften. Casper als Animateur hatte sein Publikum fest im Griff.
"Billie Jo" live zu hören, wirkte noch einmal ganz anders und brachte Gänsehaut mit sich. "Das bisschen Regen (Die Vergessenen Pt.4)" mit seiner erzählerischen Struktur fand ich auf der Platte schon super und auch live kam die Atmosphäre eindringlich rüber. Über "Die letzte Gang der Stadt", "So Perfekt" oder "Keine Angst" brauche ich wohl keine Worte mehr verlieren. Jedes Mal wieder eine Wohltat diese Banger zu erleben.
"Fabian" zum Abschluss des Hauptsets war wie prophezeit echt schön und auch das Ende machte was her. Casper war sichtlich gerührt und zeigte sich sehr dankbar. Der Mitsingpart wurde zuvor nur getoppt von den "Oh–ay–oh"-Chören nach "Hinterland", die auch noch Minuten danach durch den Club hallten. "Lass es Rosen für mich regnen" und "Gib mir Gefahr" als Zusatz heizte das Publikum nochmals an, bevor das Konzert mit "Jambalaya" auf einem Höhepunkt endete.
Hamburg war schön und nur der Fuß tat weh
Wenn man die beiden Male mit Marteria dazuzählt, habe ich Casper jetzt zum zehnten Mal live in unterschiedlichsten Rahmen erleben dürfen. Mal im kleinen Club, in den großen Hallen oder als Headliner beim Hurricane Festival. Die Präsenz und Energie, die sich auf das Publikum überträgt, ist jedes Mal wieder eine unvergessliche Erfahrung. Meine Seele war am Ende friedlich und das Herz sprang vor Glück. Mein leicht lädierter Fuß war zwar weniger zufrieden, aber der wird mir das sicher nicht übel nehmen. Danke, Casper!
Setlist: Casper live im Uebel & Gefährlich, Hamburg (15.05.2022)
- Alles war schön und nichts tat weh
- Im Ascheregen
- Auf und davon
- Alles endet (aber nie die Musik)
- Mieses Leben / Wolken
- Billie Jo (Prelude) [vom Band]
- Billie Jo
- Adrenalin
- Sirenen
- TNT
- Das bisschen Regen (Die Vergessenen Pt.4)
- Euphoria [nur das Intro]
- Alles ist erleuchtet
- Ganz schön okay
- So perfekt (Single-Version)
- Supernova
- Die letzte Gang der Stadt
- Zwiebel & Mett (Die Vergessenen Pt.3)
- Hinterland
- Keine Angst
- Fabian
– - Lass es Rosen für mich regnen
- Gib mir Gefahr
- Jambalaya
„Und nur der Fuß tat weh …“ – sehr gelungene Kapitelüberschrift! :-D
Danke! Und danke fürs Lesen. :)