Wenn Kraftklub an meinem Geburtstag zum Auftakt der Kargo-Tour nach Kiel einlädt, muss ich mich nicht zweimal bitten lassen. Wir zahlen mittlerweile ernsthaft fast 60€ für ’ne Karte, aber das war es uns wert. Über 2 Stunden wurden wir durch die Menge geschoben, durften alle Songs des Kargo-Albums live erleben (einige davon zum ersten Mal überhaupt), konnten uns an der neuen Bühnenshow erfreuen und hatten einfach eine gute Zeit.
Support: Power Plush
Die Kargo-Tour wird zu etwa je einem Drittel begleitet von Power Plush, Dilla und Mia Morgan. In Kiel waren Power Plush aus Chemnitz mit dabei, eine Indie-Pop (oder auch Power-Plüsch-Pop) Band bestehend aus den drei Frontfrauen Anja, Maria, Svenja und Schlagzeuger Nino. Die drei Frauen spielen Gitarren und Bass und wechseln sich im Gesang ab. Harmonisch passt das super und auch einzeln kommen ihre Stimmen gut zur Geltung. Ob "Leave Me Alone" , "Heavenly" oder "Feelz". Das hat alles ziemliches Ohrwurmpotenzial. Ich bin Fan! Schaut mal auf Webseite der Band vorbei, da findet ihr alles weitere und lasst gerne ein bisschen Liebe da.
Kraftklub. Tourstart in Kiel. Geil.
Nach dem Support wurde das Licht in der Halle gar nicht erst wieder angemacht und kam nur von der quadratischen Raumschiff-Konstruktion, die über der Bühne schwebte. Zu den drei Seiten wurden weiße Vorhänge heruntergelassen und verhüllten die Bühne. Aufregend. In der vom Band gespielten Musik erkannte ich Songs von The Streets und Tame Impala, bis dann "Mr. Brightside" von The Killers und "You’ve Got The Love" von Florence & the Machine die Lautsprecher und die Kehlen der Tausenden in der Halle testeten. Das Licht erlosch, der Vorhang erhob sich ein gutes Stück und "In meinem Kopf", der Closer vom Kargo-Album, durfte den Opener machen.
Als die Musik einsetzte, wurde man erst einmal zehn Meter nach vorne, fünf Meter nach links und wieder zurück geschoben. Alles vor dem Technik-Pult war ein einziges Gemenge aus Menschen, die ausgelassen die Musik feierten. Am Anfang wirkte mir das etwas zu gewollt, weil in den Strophen immer riesige Kreis gebildet wurden, um im Refrain dann abzugehen. Das kann sicher auch organischer funktionieren, wurde mit der Zeit aber besser und entspannter.
Alle Hits. Alle Glücklich.
"Fahr mit mir (4×4)" und "Wittenberg ist nicht Paris" folgten. Fans des neuen Albums Kargo kamen sowieso auf ihre Kosten, da es komplett gespielt wurde (bei anderen Konzerten der momentanen Tour ebenfalls). Aber natürlich wurden auch alle Hits der Band untergebracht und immer wieder eingestreut. "Eure Mädchen", "Unsere Fans", "Mein Leben", "Drei Schüsse in die Luft". Alles schon x-Mal live gehört, aber immer wieder geil. Etwas selten livegespieltes hätte es gerne auch noch sein dürfen, aber passt schon. Das Glücksrad bleibt als bekanntes Element weiter Teil der Show und Bente aus dem Publikum drehte für uns "Irgendeine Nummer".
Zu "Kein Gott, kein Staat, nur du" haben glücklicherweise Power Plush die Parts von Mia Morgan übernommen, da ich schon die Befürchtung hatte, dass der Song ganz rausfällt. Das sollte aber nicht der einzige Feature-Gast bleiben. Unerwartet tauchten nämlich plötzlich die Leoniden aus Kiel auf. Zusammen gab es "I Love It" von Icona Pop. So schnell wie sie gekommen sind, waren sie auch schon wieder verschwunden. "Teil dieser Band" kommt live wahnsinnig gut und das ruhige Outro, wo sich Felix vorne auf die Stufen der Bühne setzte, macht den Song erst so perfekt, wie er ist. "Angst" und "Vierter September" zünden bei mir nach wie vor nicht.
Niederknien vor dem "K".
Beim Tourstart kann nicht alles hinhauen, aber bis auf ein paar Texthänger, die einfach weggelächelt wurden, ein kleiner Fehler im Ablauf oder Tills Stolperaktion, ist alles reibungslos über die Bühne gegangen. Apropos Bühne. Ich fand die neue Show echt sehenswert. Anfangs wurde der Vorhang nur halb aufgezogen und drei große Lichtelemente schwebten parallel knapp über den Köpfen der Band. Später konnte man noch bestaunen, wie diese drei rechteckigen Lichtelemente verschiedene Formationen bilden konnten, was sich zu den Songs stetig änderte. Durch den quadratischen Aufbau wäre auch so ein halbes Rundumerlebnis möglich, wenn die Halle genügend Platz zu den Seiten bietet. Bei "Angst" stand Karl auch einmal oben festgemacht auf einem Lichtelement drauf. Schaut mal bei Instagram vorbei, da findet ihr von anderen aus dem Publikum ein paar Einblicke.
Kraftklub selbst wirkten auf mich sehr glücklich und waren froh wieder auf Tour in einer Halle spielen zu können. Es wurde viel gewitzelt, ein paar Anekdoten erzählt und sie trauten sich sogar in die Menge. Dort wurde zu "Kein Liebeslied" das Tempo etwas rausgenommen, bevor die Eskalationsstufe zu "500 K" wieder anzog. Felix und Till fanden den Weg zurück auf die Bühne, wo Pyros entzündet wurden, der Vorhang sich erhob und das große "K" uns anstrahlte. Auch das Hinknien zu "Randale" gehört zu einem Kraftklub-Konzert dazu, was das Publikum brav und ganz von alleine umsetzte. In die Röhre blickten an dem Abend Keine Nacht für Niemand-Freunde da nur (aber immerhin) das obligatorische "Chemie Chemie Ya" es in die Setlist schaffte.
<3.
"Blaues Licht", "Songs für Liam", "Ein Song reicht" als Finale und ich hätte mit der Setlist kaum glücklicher sein können. Letzterer ist sowieso einer meiner Lieblinge der neuen Platte und schloss den Kreis zu den vom Band gespielten Bands hervorragend. Am Ende standen 130 Minuten Spielzeit und 26 gespielte Songs auf dem Papier. Ein paar Tickets bekommt ihr für die Tour teilweise noch, ansonsten sind sie auch im nächsten Jahr wieder auf Festivals und auf eigenen Open-Airs unterwegs. Diese Euphorie und Ekstase solltet ihr euch nicht entgehen lassen.
Setlist: Kraftklub live in der Wunderino-Arena in Kiel, 10.11.2022
- In meinem Kopf
- Fahr mit mir (4×4)
- Wittenberg ist nicht Paris
- Eure Mädchen
- Mein Leben
- Unsere Fans
- So schön
- Teil dieser Band
- Ich will nicht nach Berlin
- Irgendeine Nummer
- Kein Gott, kein Staat, nur du (mit Power Plush)
- Wie ich
- Der Zeit bist du egal
- Angst
- Vierter September
- I Love It (Icona Pop Cover; mit Leoniden)
- Blau
- Kein Liebeslied
- 500 K
- Karl-Marx-Stadt
- Schüsse in die Luft
- Randale
- Chemie Chemie Ya
– - Blaues Licht
- Songs für Liam
- Ein Song reicht
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