Stefani Joanne Angelina Germanotta alias Lady Gaga bescherte ihren Little Monsters in der Hamburger Barclaycard-Arena einen phänomenalen Konzertabend. Das Multitalent bot schön anzusehende Tanz-Choreographien, Sexappeal und nackte Haut, aber als Kontrast dazu auch herzzerreißende, emotionale Höhepunkte. Der Abend hatte wirklich alles für ein grandioses Pop-Spektakel parat, welches man so schnell nicht wieder erleben wird. Eine perfekt inszenierte Show in der Gaga all ihre Talente unter Beweiß stellen konnte inklusive Klavier und Gitarre.
Doku statt Vorband
Eine Vorband gab es an dem Abend nicht. Stattdessen sprang um 18:30 die große Leinwand an und das Netflix Logo erleuchtete den Raum. Es folgte die Lady Gaga Doku "Five Foot Two", welche ungeschönte, private Einblicke in das Leben von Lady Gaga rund um die Album-Produktion und die SuperBowl LI Halftime Show zeigt. Eigentlich eine nette Idee, wenngleich viele der eingefleischten Fans die Doku sicher schon gesehen haben und man durch die Akustik eh wenig Gesprochenes verstand. Trotzdem, um das Konzert in voller Gänze erleben und nachvollziehen zu können, sollte man diese Doku gesehen haben und ich kann sie nur jedem von euch ans Herz legen.
Das lange Warten
Die Arena füllte sich nach und nach. Im Innenraum stand auf der einen Seite die sehr bewegliche Hauptbühne und noch eine kleine Bühne mitsamt Klavier am anderen Ende. Zwischendrin gab es noch zwei Inseln, die durch herablassbare Brücken verbunden wurden. Diese wurden jeweils aus drei schwebenden Deckenkonstruktionen herabgelassen und dienten auch als Projektionsfläche. Um 20:30 sollte es eigentlich losgehen, doch ein zehn minütiger Timer startete erst um 20:45. Als dieser endete wurde es neblig auf der Bühne und die Menge verwandelte den Innenraum in ein Smartphone-Meer. Und dann stand sie da, in schwarzen Glitzerklammotten und mit einem schnell schlagenden "Diamond Heart" eröffnete sie die Show.
Spätestens ab Song 3 verschwanden dann viele Smartphones in den Taschen und die Menge tanzte und feierte ausgelassen zu "Poker Face". Zwischen hoch energetischen Choreographien gab es immer mal wieder Pausen, wo Gaga entweder kleine Ansagen machte, um Luft zu holen oder sich umzog. Während der kurzen Pausen spielt die Band kurze Interludes, welche immer Elemente einzelner Songs beinhalteten oder es wurden kurze Sequenzen auf den Leinwänden gezeigt.
WAS FÜR EINE STIMME!
Zu "Come To Mama" trat Lady Gaga dann in Dialog mit dem Publikum und ermutigte diejenigen, die sich anders fühlen, was einfach vollkommen ok ist. Niemand sollte sich vor irgendetwas verstecken müssen. Sie verlor viele Worte über die LGBTQ-Community, die auf dem Konzert sehr zahlreich vertreten war und schwenkte eine Regenbogenfahne, die ihr aus dem Publikum zugeworfen wurde. Erster emotionaler Höhepunkte war danach sicher "The Edge of Glory" in reduzierter Version am Klavier. Gänsehaut am ganzen Körper durchströmte einen, hervorgerufen durch diese einzigartige Stimme.
"Dancing in Circles" wurde zur unserer Freude auf der zweiten kleinen Bühne performt und wir standen goldrichtig. Die Bühne senkte und hob sich zwischendurch immer mal wieder und Gaga gab uns einen gefühlten Lapdance einen Meter vor unseren Augen. Heiß, heißer, Gaga! Die Outfits waren übrigens größenteils immer sehr knapp und verdeckten nur das Nötigste.
Gegensätze
Vor allem diese Gegensätze von ruhigen und lauten Momenten machte den Abend zu etwas ganz besonderem. Die Setlist war dementsprechend perfekt arrangiert und natürlich auf ihr aktuelles Album Joanne fokussiert. Vor dem namensgebenden Song zog sie sich versteckt auf einer der Brücken in luftiger Höhe um und kam wie ein Engel zu "Angel Down" heruntergeschwebt.
Zweiter emotionaler Höhepunkt war dann sicher "Joanne" mitsamt ihrer Gitarre. Unglaublich ergreifend, wenn man die Geschichte mit ihrer früh an Lupus verstorbenen Tante kennt und ihren Worten lauschte. Der Tod veränderte ihren Vater und die Geschichte um Joanne veränderte sie, gab sie zu verstehen. Der Hut ihres Outfits war tief in ihr Gesicht gezogen, um sich vor den Scheinwerfern zu schützen, aber man konnten die feuchten Augen in ihrer ganz leicht zittrigen Stimme förmlich hören.
Emotionales Ende
Nachdem mit "Bad Romance" ein Feuerwerk abgefeuert wurde, ging einem bei "The Cure" noch einmal das Herz auf. Vor dem Song lass sie einen Brief von einem Fan vor, der über 1000 Kilometer für das Konzert angereist ist. Der besagte Fan stand in Reihe 1, hat sein Tattoo vorgezeigt, bekam eine Unterschrift auf seinen Arm und natürlich noch ein Foto. Am Ende stand sie dann ganz alleine auf der großen Bühne im Scheinwerferlicht, bevor sie abtrat.
Die Band begann noch einmal zu spielen und die Bühnen wurden wieder aufgefahren. "Million Reasons" erklang und Gaga schritt hinüber zum Klavier. Nach einer langen Dankesrede, verabschiedete sie sich dann. Das Klavier fuhr in den Boden und sie hinterließ nur den pinkfarbenen Hut.
Woah. Gefühlvolle Party-Achterbahn und ein furioser Auftakt in das Konzertjahr. Joanne. <3
Setlist: Lady Gaga – Joanne World Tour 2018 – Hamburg
- Diamond Heart
- A-Yo
- Poker Face
- Perfect Illusion (Shortened)
– - John Wayne
- Scheiße
- Alejandro (Shortened)
– - Just Dance
- LoveGame
- Telephone (Shortened)
– - Applause
- Come to Mama
- The Edge of Glory (Piano Acoustic)
- Born This Way
– - Bloody Mary (Shortened)
- Dancin' In Circles
- Paparazzi (Shortened)
– - Angel Down (Shortened)
- Joanne (Gaga gave a speech in the middle of the song)
– - Bad Romance
- The Cure
– - Million Reason
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