Das erste Konzert nach sechs Monaten Corona-Pause war gerade halbwegs verarbeitet, da stand für uns auch direkt das nächste Kieler Woche Konzert auf der Krusenkoppel auf dem Plan. Jeremias, ein Quartett aus Hannover, hat dort ihre tanzbare, deutsche Indiepop-Funk-Musik präsentiert. Die Band war hochgradig sympathisch, der Sound ziemlich ansteckend und abgefahren. Der Bass pulsiert noch immer durch meinen Venen und ich bin mir sehr sicher, sie nicht zum letzten Mal live gesehen zu haben.
Leider waren auch an dem Abend wieder einige Zweierplätze vor der Bühne unbesetzt. Es scheint leider Menschen zu geben, die sich erstmal angemeldet haben, nur um dann doch nicht zu erscheinen und dann entweder gar nicht oder nur kurzfristig abgesagt haben. Ich finde das absolut schade. Der Veranstalter bucht jetzt alle die Tickets aus, die 30 Minuten nach Programmstart nicht eingecheckt haben. So haben vielleicht noch ein paar geduldige Wartende die Chance, zumindest ein Teil der Veranstaltung noch mitzuerleben, auch wenn man solche Ansammlungen durch die Ticketreservierung ja vermeiden wollte. Um kurz nach halb 9 füllten sich übrigens noch ein paar der leeren Plätze. Schien ja irgendwie zu funktionieren.
Am bisher bewährten Hygienekonzept hat sich nichts verändert. Maske auf, durch den kontaktlosen Einlass, Personalausweis abgleichen und Ticket scannen lassen, Getränk besorgen, sich auf den zugewiesenen Zweierplatz setzen, Maske ab. Es haben sich zwar nicht alle an die Regeln gehalten, aber im Großen und Ganzen war alles gut. Mitsingen war offiziell wieder nicht erlaubt, was diesmal aber weniger gut funktionierte. Das Publikum war deutlich fanlastiger und die haben es sich natürlich nicht nehmen lassen mitzusingen, zumal lautes Jubeln scheinbar auch geduldet wurde.
Jeremias
Jeremias sind Jeremias (Gesang und Piano), Oliver (Gitarre), Ben (Bass) und Jonas (Schlagzeug) aus Hannover. Ich kenne die Band schon seit ihrer Debütsingle "Alles" (danke ans Picky Magazine fürs Aufmerksam machen damals). Musikalisch sind sie so ein bisschen wie Parcels, bloß auf Deutsch. Dies zeigte sich auch bei ihrem Liveauftritt. Ein bisschen schüchtern in den Ansagen (die Jungs sind gerade einmal Anfang 20), dafür umso spielfreudiger während des Gigs. Sie leben die Musik und wenn man mal in ihre Gesichter geschaut hat, sah man strahlende Mienen.
Mit "Diffus" ging es los. Schon sprang die Hälfte der Zuschauenden auf und tanzte (und sang) mit. Der Sound ist aber auch einfach elektrisierend, da kann man gar nicht anders. Ihr aktuell erfolgreichster Song, "schon okay", folgte dann relativ früh im Set. Bisher haben sie zwei EPs veröffentlicht, daher spielten sie mit "Paris", "Weniger" und "Golden Hour" auch drei bisher unveröffentlichte Songs.
Ihre erste Single "Alles" sollte dann eigentlich das Konzert abrunden, als laute Zugabe-Rufe durch das Halbrund schalten. Nach einer kurzen Besprechung schritten sie nicht von der Bühne, sondern spielten einfach drei weitere Songs. "mit mir" war absolut atemberaubend. Sänger Jeremias spielte den Song zunächst Solo am Piano, bevor sich seine drei Bandmitglieder an seine Seite gesellten und im Refrain stimmlich mit einsetzten. Gänsehaut! Danach folgte mit "Bésame Mucho" ein Cover eines berühmten spanischen Songs. "Wenn Blätter fallen" bot dann den entspannten Abschluss, den das Konzert verdient hat.
So viel Spielfreude auf der Bühne zu sehen, war einfach eine Wohltat. Das ganze Konzert war eine Wohltat. Unter normalen Umständen hätte man sicher noch mehr Spaß gehabt, aber auch so war das ein fantastischer Abend, mit einer tollen Band, die ihr demnächst sicher öfter zu hören bekommt. Sollte Corona nächstes Jahr wieder Konzerte zulassen, gehen Jeremias auf große "alma"-Deutschlandtournee, für die ihr schon Karten erwerben könnt.
Setlist: Jeremias live auf der Krusenkoppel, Kiel (07.09.2020)
- Diffus
- Paris (neu)
- Weniger (neu)
- est. 2018
- schon okay
- Grüne Augen lügen nicht
- lass dich
- Golden Hour (neu)
- Sommer
- keine liebe
- Alles
– - mit mir
- bésame Mucho
- Wenn Blätter fallen
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